Mitten in Markt Schwaben:Aus-getrickst

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Um einen bequemen Dauerparkplatz zu ergattern, lassen sich Autofahrer so einiges einfallen. Doch damit ist jetzt Schluss

Von Korbinian Eisenberger

Der Parkplatz ist ein Ort, wo Geschichten geschrieben werden. Auf Parkplätzen zerdeppern sich Autofahrer gegenseitig die Lackhüllen ihrer Fahrzeuge oder ärgern sich, dass schon ein anderer auf dem auserkorenen Fleck steht. Je weniger Parkplätze und je mehr Parkwillige es gibt, desto spannender werden diese Geschichten. Nur leider mögen es Gemeinden in der Regel nicht spannend, sondern geordnet - und kontrolliert.

In Markt Schwaben, der flächenmäßig kleinsten Landkreisgemeinde, geht es beim Parken besonders eng her: Wer im Ort nach 9 Uhr einen Parkplatz finden will, muss meist in die Parkgarage oder in versteckte Winkel am Ortsrand ausweichen. Und selbst wenn man fündig geworden ist, bleibt Parken hier ein verlässliches Abenteuer: Im Ortszentrum darf man unter Tags nämlich nur maximal drei Stunden parken, daran erinnern einen blaue Schilder.

Und dennoch galt in Markt Schwaben bisher das Prinzip: Wo ein Wille ist, ist auch ein Parkplatz. Georg Hohmann kennt seine Pappenheimer und er wäre nicht der Bürgermeister, wüsste er nicht genau Bescheid, wie man das Regelwerk in Markt Schwaben austricksen kann. Ein gängiger Kniff der Einheimischen sei, die Parkscheibe einfach weiterzudrehen - nicht die kreativste, aber eine recht effektive Methode, um Knöllchen zu entgehen. Die ganz Beflissenen, erzählt Hohmann, würden sich um die Mittagszeit verabreden und Parkplätze tauschen.

Hohmann gilt als gutmütiger Zeitgenosse, aber bei solchen Methoden da höre der Spaß doch auf, findet er. Um die Dauerparker zu überführen, will der Gemeinderat demnächst Parkuhren im Ortszentrum aufstellen lassen: Vom Unterbräu bis zum Café Hasi, vom Marktplatz bis hoch zum Haberer Weg, in der Seilergasse, in der Alten Bräuhausgasse und in der Gschmeidmachergasse soll zehn Minuten Parken künftig zehn Cent kosten, und mehr als zwei Stunden darf man nicht mehr stehen bleiben.

Einem Bürger, der sich mit einem Schreiben an die SZ wandte, stinken die geplanten Parkuhren allerdings schon jetzt gewaltig. Das Problem mit den Dauerparkern sei damit überhaupt nicht gelöst. Um die zu bestrafen, wäre es, so schreibt er, wesentlich effektiver, mehr zu kontrollieren statt Parkuhren aufzustellen. Es läge, "die Vermutung nahe, dass der wahre Grund für deren Einführung schlicht monetärer Art ist".

Doch gehe es ihm weniger ums Geschäft als um die Geschäfte, sagt dazu der Bürgermeister, nicht ums Gemeindesäckel also, sondern um die örtlichen Betriebe. Die Dauerparker sollen weichen, damit mehr Platz bleibt für Kurzbesucher mit dicken Geldbeuteln. Und weil Hohmann die Anekdoten mit den alten Tricks nicht mehr hören kann, sollen künftig keine Geschichten mehr geschrieben werden sondern Strafzettel. Deswegen soll auch "das Stundenkontingent der Kontrolleure unbedingt erhöht werden".

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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