Der Scherz gehört zum Abitur wie Mathe zu den Prüfungen. Es gibt doofe Aufgaben genauso wie alberne Veranstaltungen, die schnell ins Ärgerliche abdriften können, vor allem, wenn dabei Sachen zu Bruch gehen. Grundsätzlich gibt es aber eine spaßige Konstante an den Gymnasien im Landkreis: Die Abschlussjahrgänge versuchen, mit allen möglichen Aktionen einen Schultag komplett zu sabotieren. Dazu kann man die Türen verbarrikadieren, die Flure mit Hunderten wassergefüllter Plastikbecher versperren, die Möbel aus den Klassenzimmer entfernen - meist nach dem Motto "Humor vor Hirn". Am Kirchseeoner Gymnasium, das in diesem Jahr seinen zweiten Abiturjahrgang seit Bestehen der Schule verabschiedet, scheint sich allerdings eine neue Tradition des Abistreichs herauszukristallisieren: Der politische Abschied.
Schon bei der Premiere feierten sich die Abiturienten durchaus mit Hintergedanken, in dem sie die Schule mit bösen Plakaten vollpflasterten, die ihre Direktorin als Diktatorin zeigten. Ihr Gefolge, die Lehrer, wurde kurzerhand entführt. Auch in diesem Jahr wurde auf politischer Basis gescherzt. Mit Blick auf den G7-Gipfel vor 14 Tagen samt scharfer Grenzkontrollen wurden die jüngeren Schüler nur in das Schulhaus gelassen, wenn sie sich mit Schülerausweis oder S-Bahn-Fahrkarte ausweisen konnten. Der gesamte Außenbereich war mit Absperrbändern als besondere Sicherheitszone gekennzeichnet und auf den WCs warnten Schilder vorsichtshalber davor, dass diese Bereiche videoüberwacht werden. Und für die ganz visuellen Ignoranten baumelte von der Galerie ein großes Banner mit der Aufschrift: "Schusi is watching you".
Wenn auch Abistreiche für eine Schule mitunter anstrengend sein können, dürfen die Kirchseeoner Lehrer stolz auf ihre nun flügge gewordenen Schützlinge sein. Diese haben gezeigt, dass man es als Abiturient durchaus intelligent krachen lassen kann.