Dem Wasser an sich sagt man ja gelegentlich eine gewisse Unruhe nach, in einigen Redensarten ist das nasse Element geradezu ein Synonym für das Unstete oder Schnelligkeit. Ob jemand redet wie ein Wasserfall, ob Ereignisse sturzbachartig eintreten oder ob es nötig wird, in einer Situation Wogen zu glätten - immer scheint es, neigt das Wasser zu einer gewissen Hektik, ist gewissermaßen der Zappelphilipp unter den Elementen. Aber es kann auch anders, etwa in Form des stillen, tiefen Wassers, und als solches kann man sich ruhig etwas Zeit lassen, wie ein Beispiel aus Kirchseeon zeigt.
Dort wird in der kommenden Woche ein fast runder Wasser-Geburtstag begangen: Knapp zehn Jahre ist es her, dass in der Ortsmitte sechs neue Brunnen den Betrieb aufnahmen. Was sie aber fördern, ist nicht zum Durstlöschen gedacht, sondern eher ein Fall für die Problemabfallsammlung: Die Brunnen stehen auf dem ehemaligen Bahnschwellenwerk, wo jahrzehntelang giftige Chemikalien ins Grundwasser gelangten, und sind Teil einer seit Ende 2005 laufenden Grundwassersanierung. Rund 15 Tonnen Teeröl konnten in dieser Zeit aus dem Wasser gefiltert werden.
Doch wo das herkommt, ist noch mehr, laut einer vorsichtigen Schätzung von Experten dürften noch einige Sanierungs-Zehn-Jahres-Tage gefeiert werden - mindestens 19 weitere, um genau zu sein. Aber danach, und das ist die gute Nachricht, könnte sich das Kirchseeoner Grundwasser in die Liste der ältesten Getränke der Welt einreihen. Derzeitiger Rekordhalter ist ein Wein, der um das Jahr 300 abgefüllt wurde und derzeit im Historischen Museum der Stadt Speyer zu besichtigen - aber nicht zu probieren - ist. Ganz im Gegensatz zum Wasser, mit dem sich die Kirchseeoner voraussichtlich bereits um das Jahr 2206 herum fröhlich zuprosten können.