Mitten in Grub:Die optimale Kuh

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Die ganze Welt wird optimiert, die Kühe im Stall übernehmen das selbst

Von Wieland Bögel

Optimierung - kaum ein anderes Wort hat in den vergangenen Jahren eine steilere Karriere hingelegt, ja sich gewissermaßen selbst optimiert. War es vor nicht allzu langer Zeit noch Bestandteil des Vokabulars spröder Techniker, ist Optimierung heute ein Lebensgefühl. Immer besser, immer dünner, immer erreichbarer - so lebt man heute. Ja man kann mit Verlaub sagen: Wer sich nicht selbst optimiert, ist ein Rindvieh. Doch halt! Damit täte man den Wiederkäuern Unrecht, denn auch aus dem Leben der Paarhufer ist Optimierung längst nicht mehr wegzudenken. So wurde nun vom Bundeslandwirtschaftsministerium das Projekt "opti-Kuh" gestartet, koordiniert wird es vom Staatsgut Grub bei Poing.

Zusammen mit anderen Versuchseinrichtungen soll dort nun zwei Jahre lang untersucht werden, wie sich das Rind an sich und seine Haltung optimieren lässt, oder, wie es in der offiziellen Projektbeschreibung heißt, wie erreicht werden kann, dass "Zucht, Fütterung und Management optimal ineinander greifen". Ziel ist es, so das Landwirtschaftsministerium, "die optimalen Bedingungen für die Milchkuh zu erforschen." Untersucht werden soll dabei zum Beispiel, wie das optimale Futter für die Kühe aussehen muss, "damit sie genau so viel fressen, wie sie für die Milchleistung und robuste Gesundheit benötigen". Auch neue Sensortechnik soll zum Einsatz kommen, um herauszufinden "wie die Versorgung der Kuh tatsächlich ist". Im Großen und Ganzen gehe es um nicht weniger, als um "Innovationen, die zu einer merklichen Verbesserung der Nutztierhaltung in Deutschland beitragen".

Was natürlich nur der erste kleine Schritt sein kann, die optiKuh 1.0 gewissermaßen. Bald wird sicher auch in den Rinderställen komplett selbstoptimiert. Das Modell optiKuh 2.0 organisiert seinen Arbeitsalltag schließlich komplett selbständig. Gleich morgens bei der Auswahl ihres Futters hat die optiKuh das große Ganze im Blick - etwa die aktuelle Nachfrage nach Methan, herauszufinden per Hufwischer auf dem KuhPad. Genau wie die Milchpreise an den internationalen Handelsplätzen, dementsprechend wird die Eigenproduktion dann angepasst. Natürlich kommt auch die genetische Optimierung nicht zu kurz, doch statt des Besuchs vom Besamungswart, gibt es für optiKuh längst entsprechende Partnervermittlungs-Sites im Netz. Und das "Herdenmanagement", ebenfalls Teil der Studie, übernehmen die optiKühe dann auch selbst, man ist ja ohnehin per Hoofbook in ständigem Kontakt.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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