Mitten in Grafing:Schlaues Publikum

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Wie hoch hängt eine Dartscheibe? Was enthält die Büchse der Pandora? Solche Fragen muss man neuerdings in der Grafinger Turmstunde beantworten

Kolumne von Anja Blum

Wie schlau seid ihr? Das wollte die Grafinger Turmstube von ihrem Publikum wissen und lud am Donnerstag zum ersten Pub-Quiz der Stadt. Um die Antwort gleich vorwegzunehmen: nicht sonderlich. Die Gewinner des gut besuchten Abends erreichten gerade einmal die Hälfte der möglichen Punkte. Das wäre dann in Zensuren... Ach, lassen wir dieses leidige Thema.

Aber apropos Schule - in Gruppen zusammen arbeiten, Allgemeinwissen abrufen, Punkte sammeln: Klingt ja erst einmal nicht sonderlich sexy, was da bei einem Pub-Quiz auf dem Programm steht. Zumal die Fragen, die Turmstuben-Hausherr Sebastian Schlagenhaufer sich für seine Gäste ausgedacht hatte, alles andere als niveaulos waren. Praktisch sämtliche Wissensgebiete wurden abgegrast, von Sport und Geografie über Literatur, Film und Musik bis hin zu den Klatschspalten und leidlich Kuriosem.

Beispiele gefällig? Zu welchem amerikanischen Verein wechselte einst Franz Beckenbauer? Das einzige Bundesland ohne kreisfreie Stadt? Was enthält die Büchse der Pandora neben Krankheit und Tod? Aus wessen Feder stammt "Blue suede shoes"? Wer ist der neue Mann an der Seite von Heidi Klum? Und welcher Nobelpreisträger bediente einst auf der Wiesn? Dabei waren oftmals exakte Antworten nötig, mit Schätzungen kam man nicht weit. Auf welcher Höhe hat eine Dartscheibe zu hängen? 1,73 Meter. Na klar. Was gäbe man bei so einer Frage um ein Handy, das aber freilich in der Tasche bleiben musste.

Obendrein hatte Schlagenhaufer - fies, fies! - einen externe Experten zu Rate gezogen: Grafings Museumsleiter Bernhard Schäfer steuerte Fragen zur Heimatkunde bei. Da wurde es besonders peinlich. Oder hätten Sie gewusst, aus welchem Jahr die Markterhebungsurkunde stammt? Oder welcher für Oberbayern sehr untypische Industriezweig sich einst in der Stadt ansiedelte? In Grafing wurden früher Diamanten geschliffen, wer hätte das gedacht.

Viel zu lernen gab es also an diesem Abend, und die Gäste packte schnell der Ehrgeiz. Lautstark wurde gejubelt, wenn ein Tisch die richtige Antwort gewusst hatte. Außerdem erwiesen sich die Teams als sehr kreativ, nicht nur beim Finden von möglichen Lösungen, sondern auch bei der Namenswahl. "Pandabärenbande" gegen "Spider-Group", "Wiesnhämmer" gegen "Oberluschen" und die "Fünf Hirnies" - das ließ tief blicken. Und ein kleines Rätsel gaben die "Five non blondes" auf, fünf Frauen mit fast durchweg hellem Haar.

Das einzige, was die Veranstaltung nicht in erwünschtem Maße lieferte, war die angekündigte Pub-Stimmung: Das Licht war etwas zu hell, die Musik wenig irisch und das Bier bayerisch. Schade.

Letztendlich aber lässt sich sagen: Die Grafinger sind doch ziemlich schlau, nämlich weil sie wieder mal ein neues, witziges Angebot zahlreich und freudig angenommen und einen wunderbar gemeinschaftsstiftenden, lehrreichen Abend erlebt haben. Die Turmstube kann auf jeden Fall stolz sein auf ihr Publikum.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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