Mitten in Forstinning:Langohr trifft Langfinger

Lesezeit: 1 min

Seit Mittwoch vergangener Woche werden in einem Gehege im Forstinning zwei Zwergkaninchen vermisst. Was in mehrfacher Hinsicht verwundert

Kolumne von Wieland Bögel

Das Entwenden anderer Leute Tiere hat eine lange Tradition und - man muss es leider so formulieren - einen gewissen rebellischen Touch, zumindest in Buch und Film. Zu erwähnen ist hier etwa der Vieh- und Pferdedieb, der besonders im Wilden Westen - und hier ganz besonders in jenem in Cinemascope - sein Unwesen trieb. Was natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden war: Was mit knallendem Colt und schwingendem Lasso begann, endete nicht selten am Ende des letzteren. Wenig besser erging es den hierzulande gerne romantisch verklärten Wilderern. Schließlich bestand ein großer Teil der Romantik aus dem - oft durch die Bleikugeln eines Jagdaufsehers zu früh herbeigeführten - tragischen aber nichtsdestotrotz, ja gerade deswegen, literarisch hervorragend verwertbaren Ende. Insgesamt lässt sich außerdem feststellen, dass sich die unterhaltungsmediale Tauglichkeit des Tierdiebstahls offenbar proportional zur Größe der entwendeten Kreatur darstellt. Einfacher ausgedrückt: Je größer, desto besser. Ein Grundsatz, der auch in anderen Situationen zur Anwendung kommt - den aber nicht alle zu kennen scheinen, wie ein aktueller Fall aus Forstinning zeigt. Dort wurden nun zwei Zwergkaninchen als gestohlen gemeldet.

Seit Mittwoch vergangener Woche werden in einem Gehege im Forsthausweg ein weißes und ein braunes Zwergkaninchen vermisst. Was in gleich mehrfacher Hinsicht etwas verwundert, zum einen natürlich aus den obengenannten Gründen. Gäbe es einen internationalen Tierdiebstahlsverein - Mitglieder wären etwa die Dalton-Brüder, der Wildschütz Jennerwein und der Typ, der damals Hannibals Lieblingselefanten unter dessen Hintern weggeklaut hat - mit zwei Zwergkaninchen bräuchte man sich da nicht blicken lassen. Zumal das Verschwindenlassen von Kaninchen auch kulturhistorisch gesehen ungewöhnlich ist, zumindest im Showbusiness sind die possierlichen Pelztierchen traditionell für das überraschende Erscheinen, vorzugsweise aus Zylinderhüten, zuständig. Ob vielleicht das in drei Monaten anstehende Osterfest mit dem Verschwinden der Mümmler in Zusammenhang steht? Wurden sie eingezogen zum Osterdienst, also Eier bemalen, Schokolade einpapierl'n und so Sachen?

Wer hier Aufschluss geben kann, etwa Hinweise zum Kaninchendieb oder zum Verbleib der beiden Tiere hat, möge sich bitte unter der Telefonnummer (08121 ) 99170 an die Polizeiinspektion in Poing wenden.

© SZ vom 16.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: