Mitten in Forstinning:Jedem sein Laster

Bei manchen Verkehrsteilnehmern fragt man sich, ob diese nicht besser Synchronspringer geworden wären

Von Korbinian Eisenberger

Kaum ein Moment lässt einen mehr an der Vernunft des Menschen zweifeln als dieser: Wenn ein Laster den anderen überholt. Beziehungsweise nicht überholt. So wie am Dienstagfrüh auf der A 94 zwischen Markt Schwaben und Forstinning: Ein Überholvorgang, der keiner ist, weil der eine am anderen nicht vorbei kommt. Oder der andere grade dann aufs Gaspedal drückt. Im Sinne von: Jetzt erst recht.

Der eine Laster hat irgendwas Undefinierbares geladen. Und der andere transportiert offensichtlich Milch. Es muss sehr viel Milch sein, eine Mordsladung. Ganz bestimmt nicht fettarm, und sicher nicht laktosefrei. Wahrscheinlich ist es eher Sahne oder Butter, so zäh wie das hier voran geht. Herrschaftszeiten! Zefix! Immerhin: ein kurzer Moment der Schadenfreude, dass Laster von Juli an auch noch auf Bundesstraßen Maut zahlen. So nämlich!

Wobei, am Ende wird die Autobahn dann noch mehr verstopft? So wie von diese beiden, die immer noch nebeneinander her fahren. Hätten sie was anderes gelernt, wären sie bestimmt Synchronspringer geworden. Mit einem Packerl Tarockkarten im Gepäck könnten sie zwischen den offenen Fenstern glatt einen Watterer ausspielen. Aber die zwei wollen nicht Watten spielen sondern um die Wette schleichen. Während die Limousinenfahrer hinter ihnen drängeln und fluchen. Es ist wie so oft im Verkehr: Bei all den Lastern hat die Vernunft das Nachsehen.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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