Mitten in Ebersberg:Veganer versus Leberkäs

200 Jahre hat der Leberkäs jeden öffentlichen Empfang bereichert - und nun kommen die Veganer...

Von Annalena Ehrlicher

Ob im Brötchen mit Senf, als Hauptspeise warm mit Spiegeleiern und Kartoffelsalat oder kalt mit Essiggurken: Der Leberkäse gehört seit über 200 Jahren zur Bayerischen Esskultur. Angeblich verdanken wir die geschichtsträchtige Mahlzeit dem Haus- und Hofmetzger des Kurfürsten Karl Theodor, der 1776 dem Bayerischen Kurfürsten Max den III folgte. Besagter Metzger hat, schenkt man der Überlieferung Glauben, nach einigen Jahren in Bayern den Leberkäse in seiner Urform erschaffen. Seit diesem Zeitpunkt gehört er im Freistatt zur Brotzeit wie das Weißbier zur Weißwurst.

Wo soll das hinführen?, fragt man sich da doch, wenn man Folgendes hört: "Es gibt inzwischen auch in Ebersberg Vegetarier und sogar Veganer", verriet Rosemarie Will (Grüne) während der jüngsten Zusammenkunft des Ebersberger Stadtrates. Beim Schauen des kürzlich in der ARD ausgestrahlten Fernsehfilms "Leberkäseland" sei ihr der Gedanke bezüglich der Bewirtung seitens der Stadt bei öffentlichen Empfängen gekommen. "Ich weiß ja, dass die Leberkäs-Semmel praktisch ist, wenn man bei öffentlichen Treffen etwas zu Essen anbieten will", sagte sie. Doch müsse man sich inzwischen eingestehen, dass viele Menschen eben kein Fleisch essen. "Oder kein Schweinefleisch", fügte sie hinzu.

Statt der fleischigen Spezialität könne man beispielsweise Brezen und Obazdn oder andere vegetarische Alternativen auf den Tisch bringen, schlug sie vor. Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) zeigte sich aufgeschlossen. "Da habe ich bisher gar nicht drüber nachgedacht", sagte er, aber sicher könne man da etwas machen. 200 Jahre war der Leberkäs nun ein Traditionsgericht - und dann kommen die Veganer.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: