Mitten in Ebersberg:Schöner gondeln

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Ebersberg sollte sich bemühen, "Seilbahnregion plus" zu werden. Das würde viele Konflikte entschärfen und die Umwelt schonen

Kolumne von Wieland Bögel

Jetzt bekommen die Münchner also eine Seilbahn. Jedenfalls wenn man den hochfliegenden Plänen glaubt, die nun vorgestellt wurden - mal wieder. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis zu erfahren ist, dass daraus - leider, leider - doch nix wird. Aber nur diesmal, beim nächsten Mal klappt es ganz, ganz bestimmt. Das ist natürlich enttäuschend für alle die vorfreudigen Freunde des flachländischen Seilbahnfahrens, die im Übrigen - vermutlich - eine nicht zu unterschätzende Wählergruppe darstellen. Weshalb sich die Damen und Herren Stadt-, Gemeinde- und Kreisräte vor der Kommunalwahl aufraffen und eine Ebersberger Seilbahninitiative gründen sollten.

Bedarf und Möglichkeiten gäbe es im Landkreis wahrlich genug. So könnte eine Seilbahn durch den Forst nicht nur die lästige Autofahrerei, sondern auch die stets beklagte Trennung in Drinner- und Draußerholzer wenn schon nicht aufheben, so doch ein wenig verringern. Auf eigene Seilbahnpfosten könnte man weitgehend verzichten, die Masten der geplanten Windräder im Forst könnten die Seilbahn tragen und sie gleich noch mit erneuerbarer Energie versorgen. Und vielleicht bewirkt so eine kleine Gondeltour beim einen oder anderen Windkraftgegner ja für einen Sinneswandel.

Auch bei der Lösung eines anderen Konflikts könnte die Seilbahn helfen: dem Dauerstreit zwischen Poing und Vaterstetten um die Verkehrsbelastung. Bisher ist es ja immer so: Die eine Gemeinde stellt ein neues Gewerbe- oder Wohngebiet hin und die andere beklagt dann den zunehmenden Autoverkehr. Mit einer Seilbahn würde das nicht passieren: Die neuen Bewohner könnten einfach vom Dach ihrer hochverdichteten Schlafeinheiten direkt in die Kabinen einsteigen, die sie dann nahezu geräuschlos ohne Abgase und Autostau zum nächsten Gewerbegebiet oder zur S-Bahnstation schweben ließe. Andere Stationen, an denen sich die S-Bahn gerne mal rar macht, könnten per Seilbahn ertüchtigt werden: Statt wieder mal murrend in Grafing-Bahnhof herumzustehen, einfach in die Gondel nach Ebersberg steigen - die malerische, auch der Tourismusförderung dienliche Strecke mit Alpenblick hätte dank des Kapser Berges sogar eine seilbahntypische Höhendifferenz zu überwinden. Genau wie Fußgänger, die in der Kreisstadt vom Bahnhof ins Zentrum wollen. Wer schon mal mit Gepäck die Eichthalstraße hinaufgeschnauft ist, wird den Komfort einer - genau - Seilbahn absolut zu schätzen wissen.

Und sicher ließen sich im Landkreis noch viele weiter nützliche Verwendungsmöglichkeiten drahtseilgebundener Verkehrsmittel finden. Ebersberg könnte bei konsequenter Umsetzung der Gondelei sogar eine Vorreiterrolle einnehmen und vielleicht sogar ein weiteres Gütesiegel abstauben: Der Landkreis Ebersberg wäre "Seilbahnregion plus".

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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