Mitten in Ebersberg:Navigationshilfe für Mr. Scott

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Zwei Herren, die in Ebersberg einander mittels elektronischer Helferlein Navigationshilfe  leisten, wecken beim Betrachter die Erinnerung an  einstige intergalaktische Abenteuer. Beamen wäre eine Lösung, wenn man sich verirrt hat.

Von Wieland Bögel

Ein ganz normaler Mittag in der Ebersberger Innenstadt - möchte man auf den ersten Blick meinen. Doch auf den zweiten fallen zwei Herren auf, die sich - vielleicht nicht gerade verdächtig -, aber doch ungewöhnlich verhalten. Sie stehen sich gegenüber am Straßenrand, tippen und wischen aufgeregt auf ihren elektronischen Helferlein, um sich das Ergebnis dann gegenseitig zu zeigen und angeregt darüber zu diskutieren.

Was mögen die da nur tun, fragt sich der Passant. Wären die zwei Herren etwas farbenfroher gewandet, man könnte denken, in einer Szene aus Raumschiff Enterprise gelandet zu sein: "Sehen Sie Captain, diese Tricorder-Anzeige ist faszinierend." "In der Tat, Mr. Spock, das sollten wir uns genauer ansehen, Scotty soll uns sofort runterbeamen." Mangels spitzer Ohren und knallbunter Bekleidung scheint dies aber unwahrscheinlich - oder ist es nur Tarnung? Trägt der eine der beiden Herren seine Mütze nicht verdächtig tief über die Ohren gezogen? Und sind die benutzten Geräte wirklich aus terranischer Produktion, schwer zu sagen, bei dem allgegenwärtigen futuristischen Design.

Im Vorbeigehen scheint dann aber eine völlig un-außerirdische Erklärung für das Verhalten der beiden gefunden: Es handelt sich um Navigationshilfe, beziehungsweise Hilfe bei der Navigationshilfe. Denn offenbar ist einer der beiden ortsunkundig, und hat versucht, dies mittels einer Navigations-App auszugleichen - indes vergeblich. Der zweite ist vermutlich ein Ebersberger, oder zumindest einer, der sich in Ebersberg auskennt oder der eine App kennt, die sich in Ebersberg auskennt. Gemeinsam vergleichen sie dann die virtuellen Landkarten mit der realen Welt und versuchen so einen gangbaren Weg zu ermitteln.

Auf dem Rückweg, wenige Minuten später, sind die beiden Herren nicht mehr zu sehen. Wie es scheint, hatte die Navigationshilfe Erfolg, und der Weg ist gefunden - oder vielleicht war das mit der Navi-App doch nur Tarnung, um die Eingeborenen zu täuschen, und die zwei haben sich längst wieder auf ihr Raumschiff gebeamt . . .

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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