Mitten in Ebersberg:Na dann, Prost

Transparenz ist bei der Lebensmittelproduktion eine großartige Sache - eigentlich. Doch einige Details will man lieber gar nicht so genau wissen

Von Karin Kampwerth

Wenn es darum geht, Lebensmittel in gut und schlecht einzuordnen, dann ist Transparenz eine der wichtigsten Zutaten. Bevor sich der Verbraucher also entscheidet, wie etwas schmeckt, will er erst mal wissen, was alles drin ist in der Aufbacksemmel, im Vollkornmüsli und im Früchtejoghurt - selbst wenn er genau weiß, dass kein Lebensmittelproduzent Scherben, Plastikteilchen, Salmonellen oder andere versehentlich reingerutschte Kleinstlebewesen mit ins Inhaltsverzeichnis schreibt.

Nur die Bierbrauer, so sollte man meinen, bräuchten das ganze Transparenzgedöns nicht. Für sie gilt schließlich das Reinheitsgebot, was nicht nur inhaltlich voraussetzt, dass am Sudkessel sauber gearbeitet wird. Dennoch setzen die Brauereien im Landkreis nun einen drauf, was die Herkunft ihrer Zutaten betrifft. Neuerdings werben ein Markt Schwabener und ein Grafinger Bierproduzent mit großen Transparenten auf Feldern dafür, dass hier die Braugerste von X und Y wächst. Doch will man wirklich wissen, dass das, was im Feierabendbier landet, etwa an der B 304 in Kirchseeon aufgewachsen ist? Oder neben der Gassihaupthunderunde parallel zur Eglhartinger Straße in Pöring?

Bei aller Sehnsucht nach durchsichtigen Herstellungsprozessen: ganz klar nein. Ein Bier, das muss einen dichten Schaum haben und die leichte Trübung ist ein Qualitätsmerkmal. Ohnehin gehört der Werbespruch "da weiß man, was man hat" zu einem bekannten Waschmittel. Und die weiße Weste, die ist für den bayerischen Brauer sowieso Dienstbekleidung, oder?

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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