Mitten in Ebersberg:Fast das Falsche gefastet

Ganz Schlaue verkaufen sogar den Verzicht auf den Verzicht als Heldentat. In Ebersberg hingegen sah es kurz so aus, als ob das Darben schon am Faschingsdienstag losginge

Von Karin Kampwerth

Der Klassiker zur Fastenzeit ist der Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten. Dabei gibt es noch so viel mehr, was man für eine Weile lassen könnte. Fernsehschauen lässt sich genauso gut fasten wie Autofahren. Kaufrauschige versuchen, ihr Portemonnaie 40 Tage lang von jeglicher konsumorientierter Provokation fernzuhalten. Und wer das tägliche Schnitzel liebt, der versucht, bis Ostern vegetarisch zu überleben. Das ökologische Gewissen lässt sich für die nächsten sieben Wochen beruhigen, indem man mit dem Stoffbeutel zum Bäcker und mit der Tupperbox zum Metzger läuft.

Beliebt ist neuerdings aber auch das Fake-Fasten. Zum Beispiel das Sport-Fasten - ein ausgefuchster Kniff von Menschen, die der Körperertüchtigung eher wenig abgewinnen können und nun in der Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag zumindest die verbalen Muskeln spielen lassen. Die ganz Gewieften gehen noch einen Schritt weiter: Sie betreiben das Fasten-Fasten und verkaufen den Verzicht auf gar nichts auch noch als besondere Form der Selbstkasteiung.

Wenigstens hat sich eine weitere fragwürdige Form des Fastens am Tag vor Aschermittwoch in Ebersberg dann doch nicht etablieren können. Denn zunächst schien es, als würden sich die Narren angesichts von mickrigen 16 Voranmeldungen zum Umzug im Faschings-Fasten üben. Glücklicherweise waren es dann doch wieder weit über 20 Gruppen und Wagen - und das Petrus zum Trotz, der sich augenscheinlich im Frühlings-Fasten übte.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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