Mitten in Ebersberg:Die Bank gewinnt immer

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Gibt es an eine Mitfahrbank andere Anforderungen als an eine schnöde Sitzbank? Der Ebersberger Stadtrat hat das sehr ausführlich diskutiert

Kolumne von Wieland Bögel

Ein wichtiger Unterschied zwischen dem Bankwesen und dem Bänkewesen liegt in der Zahl der Nullen. Bevor nun jemand beleidigt ist: Es geht nicht um mehr oder weniger vorhandene Fähigkeiten von Mitarbeitern von Geldinstituten. Die allerdings in ihrem beruflichen Alltag - dem Bankwesen - nicht selten mit Millionen, wenn nicht Milliardenbeträgen hantieren. Im Bänkewesen, also dem Aufstellen und der Pflege von Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum, hantiert man mit eher kleinen Summen. Was kein Grund ist, dazu keine große Debatte zu führen, wie nun im Ebersberger Umweltausschuss zu erleben war.

Dieser hatte auf Antrag der SPD sogenannte Mitfahrbänke zu beraten. Einige davon sollen im Stadtgebiet aufgestellt werden, versehen mit einem Schild, dass es sich um eine Mitfahrerbank handelt und mit Schildern möglicher Zielorte, welche die Banksitzer vorbeifahrenden Autos entgegenhalten. Eine Umfrage der Verwaltung in Kommunen, die bereits solche Bänke eingeführt haben, brachte allerdings wenig aufschlussreiche Ergebnisse. Darum sollten zunächst versuchsweise und für ein Jahr drei bis vier Bänke in Ebersberg aufgestellt werden, etwa am Marienplatz, an der Kreisklinik und am Bahnhof. Die Kosten pro Bank schätzte man im Rathaus auf 480 Euro je weitere 1200 Euro seien für die Ausstattung wie Pfosten und Schilder zu erwarten.

Dafür, dass es keine Anhaltspunkte gebe, wie gut und ob überhaupt das Angebot angenommen werde, sei das ganz schön teuer, meinte Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU). Mit dem Geld für drei Mitfahrbänke könne man der Freiwilligenagentur Schwungrad zwei Jahre lang ein Auto für deren Fahrdienst leasen. Was man laut Elisabeth Platzer (SPD) zusätzlich tun könne, "wieso muss das ein Entweder-Oder sein?" Ihr Fraktionskollege Christoph Münch verwies auf den Seniorenbeirat, der sich ebenfalls für die Mitfahrbänke ausgesprochen hatte, die Idee könne also "kein kompletter Blödsinn" sein. Edi Zwingler (FW) schlug vor, Sponsoren zu suchen. Und falls das Angebot nicht angenommen werde, sei es auch nicht schlimm, "wir wollen doch immer mehr Bänke in der Stadt aufstellen". Marina Matjanovski (CSU) hatte grundsätzliche Bedenken, sie sei zu dem Thema bereits von einigen "älteren Damen" angesprochen worden, die sagten, sie würden sich nicht trauen, in ein fremdes Auto zu steigen. Was sicher nicht für alle gelte, meinte Rosemarie Will (Grüne), "ich glaube schon, dass es Leute gibt, die einsteigen - und ich würde auch welche mitnehmen". Alexander Gressierer (CSU) warnte vor eventuellen Haftungsproblemen, wenn die Stadt über ihre Bänke Anhalter vermittelt: "Beim ersten Unfall klingelt doch im Rathaus das Telefon."

Das mit der Versicherung werde auf jeden Fall geprüft, sagte Bürgermeister Walter Brilmayer, und zwar möglichst bald: "Das muss nach Ostern losgehen und nicht im Herbst", schließlich will in der kalten Jahreszeit niemand auf Bänken sitzen und auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Die Kosten könne man noch senken, so der Bürgermeister, immerhin gebe es an den geplanten Standorten der Mitfahrbänke schon konventionelle Bänke. Eventuell müssten diese zum besseren Ein- und Aussteigen etwas versetzt werden, "dann streichen wir die Bänke noch in einer anderen Farbe an und stellen ein Schild auf".

Sieht also ganz so aus, als ob auch im Bänkewesen die Bank immer gewinnt - und seien es Fahrgäste.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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