Mitten in Ebersberg:Bütt und Brötchen

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Zum Fisch servieren die politischen Parteien unterschiedlich Gehaltvolles. Manche denken sogar an jene, die sich gerade nicht so wohl fühlen wie ein Fisch im Wasser

Kolumne von Karin Kampwerth

Sich wohlfühlen wie ein Fisch im Wasser, diese Redensart ist an Aschermittwoch durchaus risikobehaftet - kennt doch jede Jahreszeit ihre eigenen tierischen Opfer. Wie an Ostern dem Lamm, im Sommer dem Steak und zur Wiesn Hendl und Ochs geht es zum Beginn der Fastenzeit Forelle und Co. kulinarisch an den Kragen. Wobei ungeklärt ist, ob im Sinne der Tradition auch Fischstäbchen auf den Teller kommen dürfen. Aber das nur am Rande.

Bekannt ist aber, dass politische und andere Gruppierungen gerne zum gemeinsamen Verspeisen von Kabeljau, Saibling oder Zander einladen - mal mit mehr Programm wie die Vaterstettener CSU, die ihren Fraktionsvorsitzenden erst in die Bütt und danach einen Ballonkünstler auf die Bühne im "Altschütz" schickt (Beginn: 18 Uhr). Oder der Partnerschaftsverein für Alem Katema, wo im Purfinger "Haberer" zu Dorade und Wolfsbarsch ein Film aus Äthiopien serviert wird (Beginn: 19 Uhr). Mal mit weniger Programm wie die Bürger für Emmering, die sich im Landgasthaus Bichler von 19.30 Uhr an den Fisch ohne Thema schmecken lassen, um vielleicht für einen Abend zu vergessen, dass ihnen die Affäre um ihren Bürgermeister Max Maier auf den Magen schlägt. Auch die Hohenlindener Überparteiliche Wählergemeinschaft (ÜWH) verzichtet auf eine Tagesordnung beim Fischessen von 18 Uhr an im Bürgersaal, wo wahrscheinlich sowieso nur über eines gesprochen wird: die elfwöchige Sperrung der Ortsdurchfahrt vom 5. März an. Auf den Teller kommt in Hohenlinden übrigens keine langweilige Lachsvariation oder schnöde Scholle, sondern Joe's Fisch-Burger. Mit der Tradition, ganz hip zwischen zwei Brötchenhälften geklemmt, soll sicherlich jüngeren Hohenlindenern Appetit auf Lokalpolitik gemacht werden.

Einen drauf setzt die Vaterstettener CSU, die die Fastenpredigt von Michael Niebler unter www.csu-vaterstetten.de/live erstmals im Internet überträgt. Nicht nur für die interessierte Jugend, die zwischen Whatsapp und Snapchat rüberklickt, sondern auch für alle, die sich schlicht und ergreifend nicht wohl wie ein Fisch im Wasser fühlen, weil sie die Grippewelle niedergestreckt hat.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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