Es müssen mehr Baustellen her. Unbedingt! Damit die Langeweile ein Ende hat, wenigstens auf dem Weg zur Arbeit. Schlimm genug, dass sich jedes Jahr im August die Sommerferien wie ein riesiger Klotz Unendlichkeit auftürmen. Während der gefühlte Rest der Bevölkerung sich von einem Urlaubsabenteuer ins nächste stürzt, die Sonne am Ende einer langen Flugreise auf den Bauch brennen und an Urlaubsprospektorten fremdländische Köstlichkeiten servieren lässt, hadert der Daheimgebliebene mit den Widrigkeiten des Alltags.
Hundstage, die keine mehr sein wollen, Wäscheberge, die keinen Deut kleiner sind als im restlichen Jahr, Spülmaschinen, die aus- und Keller, die endlich aufgeräumt werden müssten, Handwerker, die nichts als ihren Anrufbeantworter zurück gelassen haben. Man sitzt daheim, hält die sprichwörtliche Stellung und fühlt sich allein gelassen. Wenigstens auf der Straße, zwischen den Baustellen, da ist was los. Da stauen sich Blechlawinen auf Ortsdurchfahrtsstraßen, hier eine neue Ampel, da ein Kreisverkehr, dort ein auszubessernder Straßenbelag. Und überall nichts als Umleitungen suchende, drängelnde und genervte Autofahrer. Gut, die Langeweile ist weg, aber Spaß macht das auch keinen. Hätte man auch an die Adria fahren können und sich um einen Platz fürs Handtuch streiten.
Doch halt, an einem Ort ist alles ganz anders. Mitten in Ebersberg nämlich. Auch hier Baustelle, die Eberhardstraße ist bis Ende der Ferien gesperrt. Doch wenn die Baumaschinen schweigen - und das tun sie erstaunlich oft - herrscht eine Art himmlischer Ruhe. Zu Fuß wandern trachtenbekleidete Volksfestbesucher vorbei, nichts als leise Worte füllen die Luft, das Sirren eines Fahrrads ist gelegentlich zu hören, wenn ein Radler flott an der Feuerwehr vorüber den Berg herunter rollert. Es ist fast so still wie im stehenden Verkehr auf der A 8 - wozu also die Mühe auf sich nehmen. Mehr Baustelle bitte!