Mitten in Ebersberg:Aber bitte mit Sahne

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Seit Anfang der Woche häufen sich am Straßenrand kleine Schneehügel - und das, obwohl die Temperaturen längst wieder steigen. Vielleicht ein gutes Omen...

Von Wieland Bögel

Den Gletschern hat der Landkreis viel zu verdanken. Haben sie doch nicht nur mit ihrer jahrtausendelangen Felsenschmirgelei den Grundstein für das kiesabbauende und -verarbeitende Gewerbe der Region gelegt, sondern quasi nebenher auch noch die liebliche und als Naherholungsgebiet geschätzten Endmoränen in die Landschaft geschnitzt. In den vergangenen 10 000 Jahren indes haben sich die Gletscher in der Gegend ein wenig rar gemacht - zumindest bis jetzt. Denn seit einigen Tagen tauchen an verschiedenen Ecken der Kreisstadt kleine, aber um so hartnäckigere, Eisformationen auf.

Zunächst bemerken konnte man die äußerlich gewöhnlichen Schneehaufen gleichenden Gebilde Anfang der Woche, man hielt sie aber zunächst für am Straßenrand zurückgebliebene Reste der verschneiten Nachostertage. Doch auch vom Nachlassen des Schneefalls und der - wenn auch zaghaften - Zunahme der Temperaturen ließen sich die Häufchen nicht erweichen, an einigen Stellen, etwa entlang der Münchner Straße, schienen sich sogar weitere dazuzugesellen. Diese fallen, neben ihrer offensichtlichen Unschmelzbarkeit, zusätzlich durch ein ungewöhnlich helles Weiß ins Auge, was sie von den normalerweise in Schmutziggrau gehaltenen Resten winterdienstlicher Tätigkeit unterscheidet. Auch befinden sich manche von ihnen in gut einem Meter Höhe in ansonsten ziemlich frühlingshaft belaubten und beblühten Gebüschen, als wäre eine Lawine von einem unsichtbaren Dach abgegangen.

Immerhin bleiben die neuen Innenstadtgletscher, was Größe und Verhalten betrifft, noch deutlich hinter ihren Vorfahren der letzten Eiszeit zurück, zumindest bis jetzt marodieren sie noch nicht steineschmirgelnd durch Straßen und Vorgärten. Sie wirken eher dekorativ, wie sie dasitzen im Grünen, weiß und harmlos, wie kleine Sahnehäubchen auf Pistazieneis. Vielleicht ein gutes Omen für die nächsten Tage, dass sich das Eis bald nicht mehr auf Straßen und Wegen befindet, sondern da, wo es hingehört, in einer Schale - und zwar bitte mit Sahne.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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