Mitten in der Region:Streamen beim Impfen

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Alles wird gezoomt, geteamst, geskypet oder per Whatsapp-Gruppenvideoanruf ins heimische Wohnzimmer übertragen. Sogar Dinge, von denen man sich das nie gedacht hätte

Glosse von Alexander Kappen

In dieser Pandemie, die ja nun doch schon ein paar Tage dauert, hat die Digitalisierung die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Nach und nach hat sie sich das Land und den Landkreis Untertan gemacht, sich auch dort, wo sie sich bisher gar nicht bis selten blicken ließ, auf Dauer eingerichtet. Wenn Abstand halten und Kontakt vermeiden das Gebot der Stunde sind, muss der Mensch, das gesellige Wesen, eben neue Wege gehen.

Mittlerweile gibt es fast nichts mehr, was nicht per Online-Formular, Live-Stream oder Video-Konferenz geregelt werden kann. Ob Schulunterricht, Chorprobe des Männergesangsvereins, Bauch-Beine-Po-Kurs, Seniorenstammtisch, Jahrestreffen des Fingerhakelvereins oder Klorollenbezug-Häkelstunde mit Tante Uschi - alles wird gezoomt, geteamst, geskypet oder per Whatsapp-Gruppenvideoanruf ins heimische Wohnzimmer übertragen. Bis auf wenige Sachen, also sagen wir mal Coronatests.

Dachten wir jedenfalls - bevor wir diese Nachricht entdeckt haben, die das Mail-System offenbar als nicht ausreichend seriös eingestuft und deshalb im Spam-Ordner verschwinden lassen hat. Darin wird man erst mal schonungslos daran erinnert, das demnächst coronamäßig wohl wieder härterer Zeiten anbrechen und vielerorts nur noch Geimpfte, Genese und Getestete rein dürfen. Was vor allem für Letztere nervig ist, weil sie vor Kino- oder Friseurbesuchen erst noch zum Nasenbohren in ein offizielles Testzentrum eilen müssen. Außer man nimmt das Angebot des Mail-Absenders wahr und testet sich einfach selber - ganz gemütlich daheim und bei laufender Kamera vor den Augen des geschulten Absender-Personals. Das schickt dann per Mail ein Testzertifikat - und ab geht's zum Waschen, Föhnen, Legen.

Nun warten wir gespannt, was als nächstes kommt. Wahrscheinlich die Video-Heim-Impfung, bei der man sich unter Aufsicht des per Kamera zugeschalteten Fachpersonals tollkühn selbst eine Spritze in den Arm jagt, ehe man dann doch lieber daheim bleibt und sich von der Couch aus in den Live-Stream seiner Stammkneipe einklinkt. Sicher ist sicher.

© SZ vom 24.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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