Mitten in der Region:Es zünselt im Haar

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Im heimischen Garten sorgt der Buchsbaumzünsler vielerorts für jede Menge Ärger. Aber auch das Entsorgen der befallenen Pflanzen ist nichts für schwache Nerven

Kolumne von Nicole Graner

Wenn es ein bisschen knistert im Buchsbaum, der an manchen Stellen schon aussieht wie ein kahl gefressenes Gerippe - und wenn der Gartenboden mit kleinen, gräulichen Kügelchen übersät ist, dann leisten die grün-schwarzen Raupen in allen erdenklichen Größen ganze Arbeit. Diese Buchsbaumzünsler! In diesem Stadium ist das Immergrün nicht mehr zu retten, man muss es "fällen". Wichtig und absolut notwendig: Die Zweige müssen in eine gut, am besten luftdicht zu verschließende Tüte. Der Geripperest darf nicht in die Biotonne und muss auf dem Wertstoffhof in spezielle Container. Keinesfalls in den Gartenabfall. Alles brav gemacht. Zweige in die Tüte und ab ins Auto.

Und die anderen Buchsbäume im Garten? Für einen zweiten kommt jede Hilfe zu spät. Die gleiche Prozedur. Doch ein bereits im vergangenen Jahr zurückgeschnittener ist zu retten. Kleines Grün wächst bereits wieder. Aber höchste Zeit zu handeln: Auch da sind sie schon wieder, diese fiesen Raupen, die sich hinter den kleinen Blättern einspinnen. Jeden Abend werden sie also fein säuberlich abgesammelt, jedes Blättchen umgedreht. Die Raupen scheinen zu spüren, dass es ihnen an den Kragen geht. Sie raupen plötzlich schnell vorwärts, versuchen sich zu verstecken. Dann wird der Baum, ja, Verzeihung, mit Gift besprüht. Nach einer Woche keine Viecher mehr! Hurra!

Dafür woanders. Die Tüten im Auto wurden nicht gleich zum Wertstoffhof gebracht. Großer Fehler. Während man an einer Ampel auf Grün wartet, kitzelt etwas im Nacken und auch auf dem Kopf. Man wischt sich durchs Haar, hat eine Art Spinnenfaden in der Hand. Und am Ende baumelt - ein lauter Schrei - eine Zünslerraupe. Igitt! Dann der Blick nach oben. Ein weiterer Schrei. An der Wagendecke hängen sie zu Dutzenden. Weiterfahren geht gar nicht mehr. Erst mal anhalten und sie absammeln. In ein kleines Glas (zufällig im Auto) stecken und guuuut verschließen - das heißt: noch nicht. Denn im Kofferraum feiern die Raupen überall Party. Sie haben jetzt Mikroplastik im Darm, haben sich durch die Tüten gefressen! Weiter sammeln. Und sich danach - irgendwie juckt es noch - den ganzen Tag immer wieder durchs Haar fahren. Es könnte ja da oben noch zünseln!

© SZ vom 13.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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