Mitten in Anzing:Urlaubsreifer Bürgermeister

Ferien statt Bauauschuss: Anzings Rathauschef Franz Finauer hat eine eigenwillige Art, Terminänderungen mitzuteilen.

Von Anselm Schindler

Ein sonniger Sommerabend in Anzing: Normalerweise würde zu dieser Stunde der Bauausschuss tagen. Doch die Türen des Rathauses sind verschlossen, drinnen brennt kein Licht. Der Blick durch die Fenster des Sitzungssaales fällt auf leere Stühle. Vom Biertisch nebenan klirren die Biergläser, einige Anzinger genießen beim Kirchenwirt die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

Statt wie sonst adrett gekleidet, schnauft Bürgermeister Franz Finauer in kurzer Hose und weitem Hemd auf seinem Fahrrad heran. Vor dem Seiteneingang des Kirchenwirts hält er an. "Hat Ihnen das keiner gesagt?", fragt Finauer mit einem unsicheren Lächeln, als er bemerkt, dass jemand wartend vor dem Rathaus steht. Und schiebt hinterher: "Der Bauausschuss fällt aus heute, ich hab' auch Urlaub." Das Sommerloch scheint auch Anzing verschluckt zu haben. Zu besprechen gebe es ohnehin nichts, höchstens Kleinigkeiten, und die könnten auch aufgeschoben werden, erklärt Finauer und fächert sich Luft zu.

Den Urlaub haben sich Bürgermeister Finauer und die Gemeinderäte auch verdient, nach dem zermürbenden Streit um das Anzinger Benefiziatenhaus. Darin hat sich die örtliche Musikinitiative eingemietet, die Kirche will das Haus nun zu - aus Sicht der Gemeinde - unfairen Konditionen verkaufen. Da kommt der Urlaub gerade recht.

"Ah, der Herr Bürgermeister ist auch da", rufen einige Gäste vom Biertisch am Kirchenwirt herüber. "Entschuldigen Sie mich", sagt Finauer und setzt sich zu ihnen. Es sei ihm gegönnt. Biergarten statt Bauausschuss: Ach, könnte doch nur für immer Sommer sein.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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