Mitten im SEV:Streik? Welcher Streik?

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Ohne den Arbeitskampf der Lokführer wüssten die Menschen im Landkreis Ebersberg womöglich gar nicht wie gut sie es haben

Glosse von Wieland Bögel

Und jetzt auch noch die Lokführer. Nach all dem Unbill der vergangenen Monate werden nun die Bahnen bestreikt. Das ganz Land übt sich in kollektiver Empörung. Das ganze Land? Nein. Ähnlich wie das berühmte gallische Dorf den Römern, trotzt der Landkreis Ebersberg dem Zorn über den Lokführerstreik. Denn für viele Landkreisbewohner ändert sich dadurch genau gar nichts.

Ein Zug hält nämlich in den größten Landkreisgemeinden derzeit ohnehin nicht. In Poing ist Baustelle am Bahnhof, zwischen Vaterstetten und Kirchseeon, werden die Gleise saniert. Für fast die Hälfte der Landkreisbewohner bedeutet das, will man woanders hin, pendelt man eben mit dem Schienenersatzverkehr im Landkreis umher. Was deutlich länger dauert als mit der Bahn, das wurde darum auch schon des öfteren beklagt - aber ist immerhin besser, als wenn gar nichts fährt. Also: gar nicht so schlecht, so ein SEV. Ohne Streik wäre den Ebersbergern also gar nicht aufgefallen, wie gut sie es haben.

Zu lange Zeit mit den Verhandlungen sollten sich Bahn und GDL jetzt aber auch nicht lassen, sonst ist der Landkreis zu guter Letzt doch noch vom Streik betroffen. In Poing ist die Gefahr etwas geringer, da fährt zumindest bis zum Ende der Sommerferien nichts. Zwischen Kirchseeon und Vaterstetten könnte allerdings schon in knapp zwei Wochen wieder die S-Bahn fahren, wenn auch in reduziertem Takt. Dennoch könnte das knapp werden, am Ende steht man am Bahnhof und es kommt nichts.

Doch auch dafür gäbe es bereits eine Lösung: Sollte sich die Bahn mit ihren Lokführern bis dahin nicht geeinigt haben, muss eben weiterhin der Schienenersatzverkehr als Ersatz verkehren, so lange es eben dauert.

© SZ vom 12.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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