Mitten im Landkreis:App zum Altar

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Das Erzbischöfliche Ordinariat hat eine App für Ministrantinnen und Ministranten entwickelt. Sie klärt über die richtigen Abläufe in den verschiedenen Gottesdienstformen auf.

Von Michael Morosow

Der Tag ist nicht fern, da ein geordnetes Leben ohne Smartphone-Apps nicht mehr denkbar sein wird. Zum Beispiel die "Berühren & Furzen"-App, die entsprechende Geräusche von sich gibt, wenn dem Benutzer gerade einmal danach sein sollte. Lässt sich zum Beispiel gut einsetzen, wenn man alleine im Zugabteil verbleiben will. Oder die Wetter-App: Wem es bei praller Sonne und 30 Grad im Schatten gelingt, auf dem vollverspiegelten Touchscreen etwas zu erkennen, der kann lesen: "Sonne, klarer Himmel, 30 Grad". Für die Nacht empfiehlt sich hingegen eher die Taschenlampen-App, um ganz zeitgemäß Licht ins Dunkel zu bringen. Moderne Handwerker, so hört man, sind inzwischen ohne Wasserwaagen-App zu keiner Arbeit mehr in der Lage.

Stellt sich die Frage, wie es die Menschheit überhaupt schaffen konnte, sich ohne Smartphone-Apps bis ins Jahr 2015 hinüber zu retten? Hätte nicht bereits im Paradies ein Apple-Store seine segensreiche Wirkung entfalten und einer Vertreibung von Adam und seiner Eva vorbeugen können? Im Erzbischöflichen Ordinariat München hat man nun offenbar die Zeichen der Zeit erkannt. Das Referat für Ministrantenarbeit und religiöse Bildung im Erzbischöflichen Jugendamt hat eine eigene Smartphone-App für die 22 000 Ministrantinnen und Ministranten entwickelt, die im Erzbistum den Dienst am Altar versehen. Die App kostet nicht einmal einen Apfel und ein Ei, bietet aber neben aktuellen Nachrichten und Veranstaltungshinweisen das Feature "Liturgie", mit dem die Ministranten ihr Wissen über die Abläufe in verschiedenen Gottesdienstformen auffrischen können. Es gibt dabei eine ganze Reihe von verschiedenen liturgischen Abläufen. Und wer schon einmal in der Messdienerkleidung den falschen Weg eingeschlagen hat und als einziger Ministrant links statt rechts vom Altar stand, der weiß, wie hochnotpeinlich dieses Wirrsal einem sein kann. Da bewahrte auch ein "Mea maxima culpa" nicht vor dem Nachsitzen im Ministrantenunterricht.

Es ist nun die Frage, ob das Erzbischöfliche Ordinariat nicht weitere Apps für sakrale Bereiche entwickeln sollte. Wann gibt es die erste Beicht-App "Crime and Punishment"? Wann kann der Mesner endlich per "Ding & Dong"-Apps die Glocken läuten lassen? Aber vor allem: Wie vermeidet man als Ministrant, dass man zum falschen Zeitpunkt die "Berühren & Furzen"-App aktiviert?

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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