Mehr Notfallpatienten:Sommer, Sonne, Sonnenstich

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Wegen der Hitze nimmt die Kreisklinik Ebersberg mehr Patienten auf. Vor allem Ältere werden dehydriert eingeliefert

Von Clara Lipkowski, Ebersberg

Auch in der Kreisklinik macht sich die anhaltende Hitze bemerkbar. Deutlich mehr Hitzepatienten kommen laut Chefarzt der Inneren Medizin, Thomas Bernatik, in die Klinik. Vor allem ältere Menschen würden zurzeit für etwa zwei Tage stationär aufgenommen, weil sie körperlich ausgetrocknet seien und stabilisiert werden müssten, sagte der stellvertretende ärztliche Direktor am Mittwoch. Die Nierenfunktion, die eigentlich den Wasserhaushalt des Körpers regelt, sei dann geschädigt. Genaue Patientenzahlen habe er noch keine, der Anstieg sei aber deutlicher als in den Vorjahren - wohl weil die Hitze nun seit Wochen anhält.

Jüngere Menschen würden vor allem mit einem Sonnenstich eingeliefert. Dann seien die Hirnhäute gereizt, was nicht immer leicht von Hirnhautentzündungen zu unterscheiden sei und Kopfschmerz, Übelkeit und leichtes Fieber hervorrufe. Noch deutlicher allerdings sind die Auswirkungen der Hitze in der Unfallchirurgie. "Weil es heiß ist, finden einfach mehr Aktivitäten draußen statt. Es sind mehr Menschen unterwegs, Motorradfahrer etwa", sagt Bernatik. So komme es automatisch zu mehr Unfällen. Der ADAC warnt seit Jahren davor, dass die Konzentration hinterm Steuer bei Temperaturen über 25 Grad eher nachlässt und sich erfahrungsgemäß dann mehr Unfälle ereignen als in kühleren Monaten - etwa weil jemand die Vorfahrt missachtet, Gegenverkehr übersieht oder auf vorausfahrende Autos auffährt.

Sich nicht zu lange in der prallen Sonne aufzuhalten und viel zu trinken, rät deshalb auch Arzt Bernatik und zwar unabhängig des Alters. Trotzdem sei die Flüssigkeitsaufnahme vor allem bei Älteren ein großes Problem: Zwar könne man die Patienten meist nach kurzer Zeit wieder aus der Station entlassen, weil die Nierenfunktion schnell wieder "anspringt". Viele Ältere würden aber generell daheim zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. So ist ihr Körper bald wieder unterversorgt und das Problem bleibt bestehen.

Im evangelischen Pflegeheim im Reischlhof bietet man wegen der Hitze den Bewohnern öfter als sonst Wasser an und rät dazu, sich möglichst nur in den frühen Morgenstunden, wenn es noch nicht heiß ist, draußen aufzuhalten. Das sei aber nichts unübliches, sagt Pflegedienstleiterin Mechthild Eser. Dass Ältere weniger trinken, sei ein Problem von "Haus aus" - für viele sei es anstrengend oder sie reduzieren ihr Trinken wegen einer Inkontinenz.

Und wenn ein Mensch auf der Straße oder am Badesee in Ohnmacht fällt? "Das muss nicht automatisch ein Sonnenstich sein", gibt Arzt Bernatik zu bedenken. Meist sei die stabile Seitenlage sinnvoll. Kollabiere aber jemand, weil er zu wenig getrunken hat, helfe es, stattdessen die Beine hochzulegen und Kopf und Körper mit nassen Tüchern zu kühlen. Ist man sicher, dass jemand einen Sonnenstich hat, sollte man den Oberkörper leicht erhöhen und ebenfalls kühlen, bis die Sanitäter eingetroffen sind.

© SZ vom 09.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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