Mehr Häuser, mehr Ärger:Auf schwierige Nachbarschaft

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Am nördlichen Ortsrand von Poing sollen zwei neue Baugebiete entstehen. Die Nachbargemeinden sind alarmiert, sie befürchten mehr Verkehr auf ihren Straßen. (Foto: Christian Endt)

Vaterstetten befürchtet wegen eines geplanten Baugebiets in Poing mehr Durchgangsverkehr und fordert eine Untersuchung. Eventuell soll sich die angrenzende Gemeinde an Kosten für den Straßenausbau beteiligen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten/Poing

Mehr Häuser, mehr Ärger, so könnte man die Reaktionen auf das in Poing geplante Neubaugebiet zusammenfassen. Nachdem in der vergangenen Woche bereits harsche Kritik aus Pliening kam, hat sich nun auch Vaterstetten angeschlossen. In beiden Fällen geht es um den Verkehr. Dieser, so befürchten es die Nachbargemeinden, werde durch die neuen Wohngebiete in Poing stark zunehmen.

Hintergrund des Streits ist, dass die Poinger im vergangenen Jahr die Pläne für die zwei Neubaugebiete W 7 und W 8 deutlich erweitert haben. Ursprünglich sollten am nördlichen Neubaugebiet etwa 2000 Neubürger hauptsächlich in Einfamilienhäusern wohnen, nun sind etwa 4000 Wohneinheiten vor allem in Reihen- und Mehrfamilienhäusern geplant.

Was, wie nun die Verwaltung im Vaterstettener Bauausschuss erläuterte, zulasten der Nachbargemeinden gehen werde. "Wir sehen erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr", so Bauamtsleiterin Brigitte Littke, und zwar ausschließlich nachteilige. Dies habe eine Stellungnahme des von der Gemeide beauftragten Verkehrsplaners Harald Kurzak ergeben. Demnach würden auf der Gruber Straße in Parsdorf - die direkte Verbindung der neuen Wohngebiete zur Autobahn - bis zu 2000 Autos pro Tag zusätzlich unterwegs sein, insgesamt dann etwa 18 100. Allerdings wohl nicht gleichmäßig über den Tag verteilt. Besonders hoch, um bis zu 15 Prozent mehr, sei die Belastung im Berufsverkehr.

Dies könnte besonders abends Nachteile für das bestehende Gewerbegebiet in Parsdorf haben, durch dessen nördlichen Teil die Abfahrt der A94 aus Richtung München führt. Auch für das nördlich der Autobahn geplante Industriegebiet - gegen welches im übrigen die Poinger vor einiger Zeit Einspruch erhoben haben - könnte mehr Verkehr auf der Gruber Straße problematisch sein.

Allerdings gebe es derzeit keine verlässlichen Daten, wie viel zusätzlicher Verkehr aus den neuen Poinger Wohngebieten künftig durch Parsdorf fließen wird, so die Verwaltung. Daher solle Poing ein ausführliches Verkehrsgutachten dazu erstellen lassen. Dieses soll auch ermitteln, ob durch den zusätzlichen Verkehr ein Ausbau der Straßen im und zum Parsdorfer Gewerbegebiet sowie zur Autobahn nötig wird. "Und wenn wir die Straßen dann ausbauen müssen, soll sich Poing beteiligen", so Littke.

Weitere Kritik gab es für die Poinger auch wegen einer geplanten Ausgleichsfläche für die neuen Wohngebiete - diese läge nämlich auf Vaterstettener Flur. "Hierdurch wird in das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinde Vaterstetten eingegriffen", so die Stellungnahme des Rathauses, so verstoße das Vorgehen der Poinger gegen das "interkommunale Abstimmungsgebot". Schließlich müsse eine Gemeinde wissen, wo auf ihrem Grund Ausgleichsflächen angelegt werden, um ihre Planungen dementsprechend anzupassen. Daher sollten die Poinger ihre Nachbarn zumindest informieren, so die Forderung der Verwaltung, welcher sich der Ausschuss einstimmig anschloss.

Ebenfalls einstimmig fiel die Forderung nach dem Verkehrsgutachten aus. Herbert Uhl (FW) merkte allerdings noch an, dass es vielleicht sinnvoller wäre "den Verkehr gemeinsam zu planen, anstatt sich gegenseitig die Schuld dafür zuzuschieben." Dies versuche man weiterhin, so Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), demnächst wollen sich die Bürgermeister beider Gemeinden zu diesem Thema besprechen.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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