Mehr Bedarf als Budget:Kein Wunschkonzert

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Lehrermangel, Klassengrößen, Ganztagsbetreuung: Laut dem Lagebericht des Schulamts alles kein Problem. Zumindest, wenn man nicht zu genau hinschaut

Von Viktoria Spinrad, Ebersberg

Gesicherte Schulstandorte, weniger Lehrer, größtenteils moderate Klassengrößen: Wenn am Dienstag nach sechs Wochen Sommerferien wieder die Schulglocken läuten, erwartet Grund- und Mittelschüler und deren Eltern ein Mix aus guten und schlechten Nachrichten. Worauf sie sich einstellen können, erklärt Schulamtsministerin Angela Sauter alljährlich in einer Pressekonferenz.

Die Schüler

Insgesamt 1323 Kinder werden am Dienstag besonders aufgeregt sein: Sie erwartet der erste Schultag. Entgegen dem großen Zuzug in den Landkreis Ebersberg gibt es heuer wieder etwas weniger Schultüten-Träger als im Vorjahr. "Die Zugezogenen kommen in den nächsten Jahren", vermutet Sauter. Jeder Grundschüler kann sich im Schnitt über 20,8 Klassenkameraden freuen; an den Mittelschulen sind es 18,5 - beide Klassenstärken liegen auf dem Niveau vom Vorjahr. "Sehr schöne Durchschnittszahlen", befindet Sauter.

Etwas weniger Glück haben die Schüler in den 13 Prozent der Klassen, die mit 26 oder mehr Schülern gefüllt sind - im Vorjahr waren es noch knapp halb so viele Klassen. Sauter verweist darauf, dass für solche Klassen im Schnitt fünf bis sechs Stunden in der Woche eine extra Lehrkraft zur Verfügung steht. So könnten die Klassen wahlweise geteilt oder einzelne Schüler gesondert gefördert werden, "um die größten Klassenstärken etwas auszugleichen".

Die Lehrer

Dass der Lehrermangel auch im Landkreis angekommen ist, verneint Sauter. Anhand der Zahlen lässt sich diese Frage auch nicht beantworten. Zwar steht fest, dass im kommenden Schuljahr fünf Lehrer weniger als noch im Vorjahr an den Landkreis-Schulen unterrichten werden. Da diese unterschiedlich viele Stunden unterrichten, bräuchte es hier die Zahl der unterrichteten und zu unterrichtenden Stunden - und die hat Sauter nicht zur Hand. Fest steht, dass jeder elfte Lehrer Referendar ist und ebenfalls jeder elfte Fachlehrer. Zudem lassen sich weitere elf Absolventen für Realschulen und Gymnasien im Landkreis zu Grund- beziehungsweise Mittelschullehrern umschulen.

Über insgesamt 48 neue Gesichter können sich die Schüler freuen, die Hälfte von ihnen sind Referendare. Damit möglichst wenige Stunden ausfallen, gibt es die mobile Reserve: oft kürzlich verbeamtete Lehrer, die für ausgefallene Kollegen einspringen. Hier hat das Schulamt aus den verfügbaren Stunden um ein Drittel aufgestockt, auf 877 zu kompensierende Schulstunden und damit mehr als das durchschnittliche Budget bayerischer Schulen. "Schließlich wollen wir einigermaßen über das Schuljahr hinkommen", so Sauter. Ob das reicht, um Schulausfall gänzlich vorzubeugen? "Das kann ich nicht garantieren", so Sauter. Falls Not herrscht, würden auch Lehrer aus der Elternzeit mobilisiert. Dazu, wie viele Stunden Unterricht im vergangenen Schuljahr ausgefallen seien, gebe es auch keine Zahlen; eine Erhebung von vor mehreren Jahren habe aber gezeigt, dass es etwa ein Prozent sei.

Die Schulen

"Wir sind aus der Talsenke raus", verkündet Sauter mit einem Lächeln. Das heißt: Keine der 30 staatlichen Grund- und Mittelschulen im Landkreis ist von einer Schließung bedroht, auch nicht die Mittelschulen, die beizeiten als Auslaufmodell tituliert wurden. Im Gegenteil: Heuer gibt es knapp 50 zusätzliche Mittelschüler. Unter ihnen sind auch ehemalige Realschüler und Gymnasiasten, die dort Schwierigkeiten hatten und deshalb an eine Mittelschule wechseln. "Eine vernünftige Entscheidung", sagt Sauter.

Um die Schulen angemessen zu leiten, muss heuer wieder etwas improvisiert werden. An jeder dritten Schule können sich die Schüler mit einer neuen Rektorin oder Konrektorin vertraut machen. Und wenn die Konrektorin "zumeist wegen der Altersstruktur" als Rektorin nachrückt, rücken reguläre Lehrer als kommissarische Konrektoren nach. An welchen Schulen das der Fall ist, möchte Sauter nicht verraten. Einige Veränderungen gibt es auch bei der Nachmittagsbetreuung. Die Zahl der Plätze im offenen Ganztag hat sich auf insgesamt 272 halbiert; dafür gibt es zwei zusätzliche gebundene Ganztagsklassen, also solche, in denen alle Schüler an vier Wochentagen bis 16 Uhr an der Schule bleiben. Auch hier übersteigt der Bedarf allerdings das Budget des Kultusministeriums: Es ließen sich "nicht alle Wünsche berücksichtigen", so Sauter.

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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