Mayrs Neujahrsrede:Überfällige Worte

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Zornedings Bürgermeister äußert sich erstmals öffentlich zur Causa Boher - jedoch ohne Stellung zu nehmen.

Von Carolin Fries

Endlich. Endlich hat Zornedings Bürgermeister Piet Mayr sich öffentlich zur Causa Boher geäußert. Noch bei der Bürgerversammlung im November, kurz nachdem die damalige CSU-Ortsvorsitzende Sylvia Boher aufgrund ihrer rechtspopulistischen Äußerungen im "Zorneding Report" zurückgetreten war, hatte er geschwiegen. Kein Wort zu den Vorfällen, die bundesweit durch die Presse gingen. Als hätte es sie gar nicht gegeben. Stattdessen hatte Mayr routiniert dröge Haushaltszahlen präsentiert und eine Präsentation des Helferkreises Asyl unterbunden. Das führte dazu, dass viele Zornedinger nicht wussten, wofür ihr Bürgermeister eigentlich steht.

Die persönlichen Anfeindungen, von denen Mayr beim Neujahrsempfang berichtete und die in keiner Weise zu rechtfertigen sind, stellen das Ergebnis dieses Vakuums dar. Einer Leere, die der Bürgermeister viel früher hätte füllen müssen. Und zwar nicht mit politischen Phrasen, wie sie seinerzeit von allen Seiten erfolgt sind. Und auch nicht mit einem Schweigen, wo doch schon alle anderen schwiegen. Sondern mit der klaren Aussage, dass Fremdenhass in Zorneding keinen Platz hat. Womöglich hätte es dann die Briefe, von denen Mayr berichtete, gar nicht erst gegeben. Und niemand hätte ihn bezichtigt, braunen Sumpf zu unterstützen.

So überfällig und wichtig Piet Mayrs Bemühungen um ein friedliches Miteinander am Samstag waren - um eine Positionierung hat er sich erneut erfolgreich gedrückt. "Mir geht es nicht um die Inhalte, da hat jeder seinen eigenen Standpunkt", sagte er über Bohers Kolumne. Ganz genau. Mayrs Standpunkt als Vertreter der Gemeinde indes sollte kein Geheimnis sein. Damit die Zornedinger wissen, wofür ihr Bürgermeister eigentlich steht. Ansonsten bleibt ihnen nur die Spekulation. Und auch die Provokation.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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