Mangel an Erzieherinnen:Nachhilfe für den Freistaat

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Immer mehr Kinderbetreuungseinrichtungen entstehen - was fehlt sind die Erzieherinnen. Politiker aus dem Landkreis wiesen den Freistaat darauf hin und lieferten Lösungsvorschläge.

Barbara Mooser

Die Kommunen tun, was sie können: Um bis August 2013 den Rechtsanspruch auf ausreichend Betreuungsplätze für unter Dreijährige zu erfüllen, werden überall neue Krippen und Tagesstätten gebaut. Doch sie auch zu betreiben, stellt sich mittlerweile als die wahre Herausforderung heraus: Denn im Großraum München fehlen Erzieherinnen, offene Stellen können oft erst nach langer Suche besetzt werden.

Im Großraum München herrscht ein großer Mangel an Erzieherinnen. (Foto: ddp)

Rudolf Heiler, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags, weist jetzt in einem Positionspapier auf das Problem hin - und fordert den Freistaat Bayern zum Handeln auf. Andererseits, so fürchtet Heiler, könne die Situation zu einem "Fiasko" werden.

Bis August 2013 müssen die Kommunen laut Gesetz für 35 Prozent der unter Dreijährigen Betreuungsplätze bereit stellen. Der Ausbau der Einrichtungen läuft, das Personalproblem verschärft sich. Bereits in der Vergangenheit hatten Bürgermeister aus dem Landkreis Alarm geschlagen, zuletzt Albert Hingerl (SPD) aus Poing.

Die Gemeinde gilt als Vorreiterin im Landkreis, was die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen betrifft - entsprechend ist das Personalproblem hier auch ständig aktuell. In einem Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) schilderte Hingerl im November 2010 die Schwierigkeiten bei der Personalsuche: "Im Namen unserer Gemeinde und vieler Kommunen im Großraum München bitte ich Sie, dringend zeitgerecht Maßnahmen aufzuzeigen."

Getan hat sich seitdem nichts. Weil sich nach Ansicht der Bürgermeister daher abzeichnet, dass es demnächst zwar volle Krippen, aber keine Erzieher gibt, legen sie nun nach. In dem Positionspapier, das Heiler jetzt vorgelegt hat, liefern die Landkreisbürgermeister der Staatsregierung gleich ein paar Vorschläge mit, wie dem Problem begegnet werden könnte: Mehr Flexibilität im Anstellungsschlüssel der Einrichtungen, eine Aufwertung des Berufsfeldes der Erzieher durch geeignete Maßnahmen und eine Imagekampagne, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Anpassung des Tarifsystems auf die Bedingungen in den Ballungsräumen und mehr Durchlässigkeit in der Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Auch die Öffnung der Kindertageseinrichtungen für andere Berufsgruppen wie Sozialpädagogen oder Grundschullehrer wäre laut Heiler ein Mittel, das zu den Markt entlasten könnte

Der Kreisvorsitzende des Gemeindetags stellt dabei klar, dass keine Gemeinde und keine Stadt heute den Ausbau von Angeboten zur Bildung, Erziehung und Betreuung für Kinder unter drei Jahren mehr in Frage stelle. Denn dadurch würden gute Rahmenbedingungen für Kinder geschaffen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert.

"Dass aber die drei Komponenten Bildung, Erziehung und Betreuung auch kompetente Fachkräfte bedingen, ist ebenso wichtig und außer Frage gesellt, aber in der Verantwortung des Freistaats, der zuständigen Akteure, Verbände und Organisationen", schreibt Heiler.

© SZ vom 30.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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