Literatur für alle:Ungebrochene Leselust

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Kommende Woche wird wieder der "Welttag des Buches" gefeiert. Doch wie geht es eigentlich dem Buchhandel im Landkreis?

Von Michaela Pelz

Blumen in der Buchhandlung - ja ist denn schon wieder Valentinstag? Nein, keine Sorge, Sie haben sich nicht im Monat geirrt. Am 23. April wird in mehr als 100 Ländern der "Welttag des Buches und des Urheberrechts" begangen. Das hat die Unesco 1995 so entschieden und seit 1996 ist auch Deutschland mit von der Partie. Mittlerweile ist daraus ein riesiges "Lesefest" geworden. Weil an diesem Datum aber der Heilige Georg Namenstag hat, wurde vielfach der katalanische Brauch übernommen, Bücher und Rosen zu verschenken. Das passiert auch im Landkreis Ebersberg - nicht überall, aber zum Beispiel im Kirchseeoner Buchladen oder in der Bücherstube Slawik in Grafing.

Der Buchladen Poing von Elke Knitter gibt es nicht nur große Auswahl, sondern auch IT-Hilfe für E-Book-Nutzer. (Foto: Christian Endt)

Was allerdings sämtliche befragte Buch-Fachgeschäfte in Aßling, Baldham, Grafing, Kirchseeon und Poing eint, sind die Aktionen für Kinder. Dabei werden, entweder direkt am Dienstag oder nach den Osterferien, Hunderte von Schulkindern in die Läden eingeladen, um auf spielerische Weise die Vorgänge rund um Buchherstellung und -verkauf kennenzulernen. Vor allem aber erwartet die Mädchen und Buben dort ein Präsent. Mit Unterstützung der Projektpartner Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Stiftung Lesen, cbj Verlag und Deutsche Post, aber auch auf eigene Kosten der 3500 beteiligten Buchhandlungen wird das Welttagsbuch "Ich schenk dir eine Geschichte - Der geheime Kontinent" bis Ende Mai an rund 1,2 Millionen Kinder abgegeben, um Lust am Lesen zu wecken. Autor des Fantasy-Romans ist "THiLO" - mit bürgerlichem Namen Thilo Petry-Lassak -, die dazugehörigen Illustrationen sowie die 32-seitige Bildergeschichte stammen von Timo Grubing.

Doch wie ist es jenseits dieses von der UN-Organisation für Kultur und Bildung ausgerufenen "Feier"-Tages zu Ehren des gedruckten Wortes um die Buchlandschaft bestellt? Gab doch die Veröffentlichung der Studie "Buchkäufer - quo vadis?" im Juni 2018 durchaus Anlass zu Besorgnis, nachdem Börsenverein und Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für den Zeitraum 2013 bis 2017 einen Rückgang von 17,8 Prozent also 6,4 Millionen Buchkäufern ausgemacht hatten. Hat sich dieser Trend fortgesetzt? Was sagen die Buchhändlerinnen im Landkreis Ebersberg auf die Frage, wie sich das Buchgeschäft entwickelt?

Catherina Slawik verschenkt in der Bücherstube Grafing zum Welttag des Buches Blumen. (Foto: Christian Endt)

"Rückläufig", antwortet Margot Bartl, Geschäftsführerin der AP Buch GmbH in Baldham. Catherina Slawik von der gleichnamigen Bücherstube in Grafing stellt fest: "Im Hinblick auf die letzte Zeit ist es zwar gleichbleibend, allerdings gibt es auf jeden Fall Unterschiede zur Vergangenheit!" Sie beklagt, dass die Kunden sich früher vor dem Urlaub stapelweise mit Lektüre eindeckten, während jetzt die Wahl eher auf E-Books fällt. Hedwig Wobken, Inhaberin des Kirchseeoner Buchladens hingegen hat die Beobachtung gemacht: "Nach dem harten Winter geht es wieder aufwärts. Vorher blieben die Leute daheim, das merkte man ganz deutlich."

Zum Welttag des Buches gibt es ein passendes Geschenk. (Foto: Christian Endt)

Auch im Aßlinger Bücherladen ist die Situation aktuell gut, die Erklärung dafür allerdings eine andere. "Die Leute wissen, wenn sie Läden haben wollen, müssen sie sie auch benutzen!" sagt Karen Schiöberg-Fey mit Vehemenz. Im Buchladen Poing schließlich gibt Inhaberin Elke Knitter erfreut zu Protokoll: "Ich bin sehr zufrieden, denn bei uns ist die Tendenz steigend." Das mag damit zusammenhängen, dass man dank der Lage in einem Einkaufszentrum mit einheitlichen Öffnungszeiten bis 20 Uhr Bücher erwerben kann. "Schwierig abzudecken für mich, aber gut für die Kunden," sagt Knitter und lacht. Für den Aufwärtstrend ist aber sicherlich auch das Angebot verantwortlich. Denn neben Krimis, die sich sehr stark verkaufen, geht in der kinderreichen Gemeinde das Segment Kinder- und Jugendbuch besonders gut. Hier punktet das Team aus "Mehrfachmüttern mit journalistischem oder sozialpädagogischem Background" mit Kompetenz und Glaubwürdigkeit, wozu auch die fundierten Vorträge in Schulen und Kindergärten beitragen. Außerdem hat die studierte Germanistin noch ein besonderes Ass im Ärmel: "Wenn die Leute ihren Tolino bei mir gekauft haben, ziehen sie sich auch die E-Books von unserer Seite. Falls sich dann jemand damit nicht so gut auskennt, steht mein Informatiker-Ehemann als Berater zur Verfügung. Das wird gerade von den Älteren gut angenommen."

Hedwig Wobken lädt die Kunden auch mal zu einem Schliersee-Whisky in ihr Geschäft in Kirchseeon ein. (Foto: Christian Endt)

Dass Kunden einen "Mehrwert" erwarten oder besondere Erlebnisse, können alle Interviewpartnerinnen bestätigen. Deswegen setzen sie auf Lesungen (im Oktober kommen Rainer Erlinger, dann Friedrich Ani nach Baldham), Buchvorstellungen (Expertin Ulrike Wolz ist im Herbst in Grafing), Verkostungen (von Schliersee-Whisky als Teil des Sortiments in Kirchseeon) oder kulinarische Kooperationen (mit dem Poinger Weinhäusel). Auch wichtig: Der eigene Internetshop. Verbraucher sind es gewohnt, rund um die Uhr bestellen zu können. Das Gute, wenn sie dies im Buchhandel tun: Die Ware kommt mit Rückholwannen über Nacht, es fällt kein Papiermüll an. Die größte Bedeutung allerdings haben Beratung und persönlicher Austausch im Laden, da ist man sich einig. Außerdem hat die Leseförderung einen bedeutenden Stellenwert. "Im Kindergarten sollte man ihnen schon Bücher schmackhaft machen!" (Bartl). "Medienerziehung ab der ersten Klasse, damit sie das Spielen am Computer hinterfragen" (Schiöberg-Fey). "Es ist völlig okay, wenn Jugendliche Bücher zu ihrer Lieblingsserie lesen." (Wobken).

Bleibt zu hoffen, dass der "Welttag des Buches" auch weiterhin die Entstehung vieler künftiger Bücherwürmer und Leseratten begünstigt. "Ich schenk dir eine Geschichte!" ist dafür sicher eine ideale Voraussetzung - ob nun mit oder ohne "blumige" Unterstützung.

© SZ vom 20.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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