Lebensretter gesucht:Alarmstufe Rot

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Blutspendezeit im Landkreis: An diesem Mittwoch können Ebersberger Blut spenden. Auch Erstspender sind im BRK-Haus willkommen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Faschingstage und Grippe fordern ihr Tribut: Zu wenige Menschen gehen zum Blutspenden. An der Kreisklinik Ebersberg müssen bei solchen Engpässen deshalb auch schon mal Operationen verschoben werden

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Derzeit erreicht die Bevölkerung ein dringender Appell aus Baden-Württemberg und Hessen: Geht Blut spenden! Die faschingsbedingten Feiertage und vor allem die Grippewelle sorgen in diesen Bundesländern für Engpässe bei der Blutversorgung. Viele Menschen, die sonst regelmäßig Blut spenden, liegen selbst krank darnieder. Deshalb bleiben viele Spenderliegen leer, täglich fehlen mehrere Hundert Blutspenden.

Im Landkreis Ebersberg ist davon noch nichts zu bemerken, die Grippewelle ist noch nicht voll angekommen. "Wir waren am Freitag in Markt Schwaben", erzählt Sonja Kluge vom BRK Ebersberg, "es waren so viele Spender wie noch nie da." Die Spender aus dem Landkreis sind durchschnittlich 32 Jahre alt, 30 Prozent von ihnen kommen zum ersten Mal. "Erstspender sind sehr wichtig", sagt Kluge, "zu 70 Prozent kommen sie wieder, dadurch erhöht sich die Zahl der Stammspender."

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Die Ebersberger Zahlen decken sich mit denen des Freistaates. In Bayern ist man momentan noch ausreichend mit Blutkonserven versorgt. "Aber das kann sich schnell ändern", sagt Stefanie Sklarzik vom Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Es bestehe kein Grund, Panik zu schieben: Erfahrungsgemäß wird in den ersten Wochen des neuen Jahres immer weniger Blut gespendet wegen Feiertagen, Faschingszeit, Wetterumschwüngen oder Grippe. Daher habe man in Bayern einen Vorrat an Blutkonserven eingeplant, auf den man bei Engpässen zurückgreifen kann. Trotzdem sei Blutspenden "eine never ending story", so Sklarzik: "Blut ist nur 42 Tage haltbar. Das heißt, wir brauchen permanent Nachschub."

Etwa 2000 Blutkonserven am Tag werden für die Patienten in bayerischen Kliniken und Krankenhäusern gebraucht. Zwanzig mobile Teams des Blutspendedienstes sind täglich in Bayern im Einsatz, in kleinen Dörfern genauso wie in großen Städten. Spenden kann jeder gesunde Mensch von 18 bis zum vollendeten 72. Lebensjahr; wer zum ersten Mal spendet, darf jedoch nicht über 64 Jahre alt sein. "Irgendwann fallen die Stammspender aus dem Spendealter raus", sagt Sklarzik, "deswegen versuchen wir vermehrt, junge Leute anzusprechen und zur Blutspende zu animieren."

Erfahrungsgemäß kommen diese mit 18 zum ersten Mal zum Spenden und fühlen sich meistens gut damit. Trotzdem gerät das Ganze in den folgenden Jahren oft in Vergessenheit. Erfreulich ist, dass viele mit Anfang 30 wiederkommen. "Gerade in größeren Städten konkurriert die Blutspende mit anderen sozialen Themen", sagt Sklarzik, "da interessieren sich jüngere Leute oft weniger fürs Blutspenden."

Auch Peter Lemberger, Chefarzt der Anästhesie und verantwortlich für die Transfusionen an der Kreisklinik Ebersberg, gibt an, durch die Grippewelle bedingt derzeit keinen Engpass in Sachen Versorgung mit Blutkonserven zu spüren. Doch: "Blut ist Mangelware", sagt er, "es gibt immer zu wenig Blutspender." Vor allem in den Sommerferien werden die Blutkonserven an der Kreisklinik knapp. "Manchmal müssen wir Operationen verschieben, weil es kein Blut gibt", sagt Lemberger, "aber das passiert selten." Grundsätzlich habe man sich in der Klinik feste Reserven gesichert, doch manchmal kann es eben passieren, dass diese an ihre Grenzen kommen.

Vor allem die Blutgruppe null mit Rhesusfaktor negativ sei gefragt, denn die vertrage im Notfall jeder, erklärt Lemberger. Aus Blutspenden kann man drei verschiedene Arten von Blutkonserven herstellen: die roten Blutkörperchen, das Blutplasma sowie die Blutplättchen. Die roten Blutkörperchen sind die Sauerstoffträger im Blut; 1892 Einheiten brauchte die Klinik Ebersberg davon im vergangenen Jahr, mit sinkender Tendenz, so Lemberger.

Plasma und Blutplättchen werden zur Blutgerinnung benutzt; meistens, wenn jemand durch einen Unfall oder eine Operation einen großen Blutverlust erlitten hat oder krankheitsbedingt Blutgerinnungsfaktoren oder Blutplättchen nicht ausreichend bilden kann, wie beispielsweise bei Leukämie oder Leberschäden. 2017 verwendete die Klinik 608 Einheiten von Plasmen sowie 73 Einheiten von Blutplättchen.

Wer Blut spenden will, kann dies am Mittwoch, 21. Februar, in Ebersberg tun. Auch Erstspender sind willkommen im BRK-Haus, Zur Gass 5, 15.30 bis 20 Uhr. Lichtbild- und gegebenenfalls Blutspendeausweis mitbringen. Weitere Termine: www.blutspendedienst.com/Blutspendetermine.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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