Lange Anklageschrift:Angriffe am S-Bahnhof

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21-Jähriger steht wegen sexueller Nötigung und Raub vor Gericht

Angeblich war junge Frau betrunken. Schon in der S-Bahn will der Angeklagte gesehen haben, wie sie gestolpert war. Da sei ihm "die verbrecherische Idee gekommen", sagte der 21-Jährige am Mittwoch vor dem Landgericht München II. Es war kurz nach 3 Uhr am Morgen des 11. Juni vergangenen Jahres. Die S 2 war inzwischen in Poing angekommen. "Mach es, mach es", habe ihm seine innere Stimme gesagt, so der junge Mann, gegen den die Staatsanwaltschaft Anklage unter anderem wegen besonderes schweren Raubes und besonders schwerer sexueller Nötigung erhoben hat. Der 21-Jährige raubte der jungen Frau in der Römerstraße ihr Handy mit den dazugehörigen Kopfhörern. Dabei soll er sie mit einem Messer bedroht haben. Es sei alles ganz einfach gewesen, so der Angeklagte. Das kann ich noch einmal machen, habe er sich gesagt.

Am 25. Juni 2017 soll er zwei Schülerinnen im Alter von 16 und 17 Jahren, die gegen 3 Uhr vom S-Bahnhof in Feldkirchen aus nach Haus gingen, überfallen und ihnen ihre Handys geraubt haben. Außer diesen beiden Taten legt die Staatsanwaltsschaft dem 21-Jährigen, der im Kreis Ebersberg in einer Asylbewerberunterkunft lebt, drei weitere Raubüberfälle auf junge Frauen in der Zeit zwischen dem 28. Juni und dem 1. Juli 2017 zur Last. Dabei soll der 21-Jährige zwei der drei Frauen auch sexuell bedrängt haben. Das eine mutmaßliche Opfer, eine 33-Jährige, täuschte bei der Tat am S-Bahnhof in Kirchseeon einen Asthma-Anfall vor, worauf der Angeklagte von ihr abgelassen hatte. Bei dem zweiten mutmaßlichen sexuellen Übergriff wehrte sich eine 23-Jährige am S-Bahnhof in Altenerding mit Pfefferspray.

"Die Wahrheit ist, ich bin kein Krimineller. Ich weiß, dass es nach außen so aussehen muss, aber ich bin kein Krimineller", erklärte der 21-Jährige bei seiner Vernehmung vor der Jugendkammer am Landgericht München II. Aber er sei doch vorbestraft, hakte die Vorsitzende Richterin nach. Dreimal. Wegen Betäubungsmittel-Delikten und einmal wegen Körperverletzung. "Ich werde mir nichts mehr erlauben, wenn dieses Problem hier gelöst ist", versicherte der junge Mann den Richtern. Außer wegen besonders schweren Raubes und besonders schwerer sexueller Nötigung muss sich der 21-Jährige zudem wegen Erschleichens von Leistungen in 27 Fällen sowie unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln verantworten. Am Tag seiner vorläufigen Festnahme, am 3. Juli 2017, fanden Ermittler in seinem Zimmer in der Unterkunft knapp 22 Gramm Marihuana.

Einige der geraubten Handys verkaufte der 21-Jährige. Das Geld, das er vom Landratsamt zum Lebensunterhalt erhalten habe, habe nicht gereicht. Er habe jeden Tag Alkohol getrunken, so der Angeklagte. Wodka und Whisky. Eine Flasche. "Wenn ich nicht trinke, kann ich nicht schlafen", sagte der junge Mann, der behauptet, gar nicht 21 zu sein, sondern erst 17. Bei seiner Ankunft in Italien im Mai 2014 hätten die Behörden ihn "älter gemacht". Denn sonst hätte er zur Schule gehen müssen. Das Geld hierfür aber hätten sich die Behörden in Italien sparen wollen. Deshalb hätten sie das Alter von Flüchtlingen geändert, so der Angeklagte. Einen Asylantrag hat der junge Mann gestellt. Er wurde abgelehnt. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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