Kunstverein Erding:Verpackt, verbraucht, veredelt

Lesezeit: 2 min

Das Thema der Jahresausstellung des Kunstvereins Erding hießt "Recycling". Zwei Wochen lang sind im Frauenkircherl die Arbeiten von 39 Künstlern zu sehen

Von Florian Tempel, Erding

Die Jahresausstellung des Kunstvereins Erding ist - wie die der Ebersberger Kollegen - stets etwas Besonderes. Ihre Attraktivität speist sich aus mehreren Aspekten: Die Ausstellung steht immer unter einem breit gefassten Thema, einer gedankliche Klammer, die zusammenhält, aber nicht einengt. Und es ist immer wieder anregend, wie vielfältig und verschieden die Beiträge zu einem scheinbar lapidaren Stichwort - in diesem Jahr "Recycling" - sein können. Zweitens ist die Ausstellung des Erdinger Kunstvereins im Frauenkircherl am Schrannenplatz eine hoch interessante Schau, weil hier Arbeiten von Malern, Grafikern und Bildhauern aus ganz Bayern zu sehen und zu erwerben sind.

Das diesjährige Thema "Recycling" ist ein Treffer. Es lässt dem Künstler weiten gedanklichen Raum für eine inhaltliche Auseinandersetzungen wie auch bei der formalen Herangehensweisen über das eingesetzte Material oder die angewandte Technik. Albin Zauner vom Kunstverein schreibt dazu: "Die Kunst ist doch seit jeher besonders prädestiniert dafür, Alltägliches, Unscheinbares, Banales in wirkungsvolle Formen zu transformieren und aus totem Material einen geistigen Funken zu schlagen." Das Thema kam auf alle Fälle bei vielen Künstlern gut an, was die hohe Zahl von Einreichungen bewies.

An der Jahresausstellung des Kunstvereins Erding darf sich ja prinzipiell jeder Künstler aus Bayern oder "mit einer besonderen Beziehung zur Stadt Erding" beteiligen. Das Thema und die Teilnahmebedingungen wurden im Frühjahr auf den einschlägigen Internetportalen wie der Seite des Berufsverbands Bildender Künstler, per Anzeige im Kunstmagazin Art und in direkten Anschreiben an die benachbarten Kunstvereine rund um Erding verbreitet. 89 Künstlerinnen und Künstler meldeten ihr Interesse an.

Es gibt aber wohl noch einen weiteren Grund für die große Resonanz in diesem Jahr: Zum ersten Mal sind zwei Preise ausgelobt. Neben dem Kunstpreis des Kunstvereins, gestiftet von der Sparkasse Erding-Dorfen und mit 500 Euro dotiert, vergibt der Landkreis Erding dieses Jahr erstmalig einen Kunstpreis, der mit 1000 Euro Preisgeld verbunden ist.

Aus all den oben genannten Gründen reisten also an einem Freitag im Mai Kunstschaffende aus Nah und Fern nach Erding an. Am Bauerhausmuseum, dem Ort der Einreichung, bildete sich eine kurios anmutende Menschschlange geduldig wartender Künstler, die hoffnungsvoll ein bis drei Arbeiten einlieferten. Am gleichen Wochenende begutachteten die fünf Juroren - Sigrid Réssy, Susanne Fornasier, Christa Walde, Wolfgang Fritz und Maria Weber - die 175 abgegebenen Werke und entschieden sich schließlich für 52 Arbeiten von 39 Künstlern. Die für die Ausstellung gewählten Stücke blieben in Erding, die anderen mussten wieder abgeholt werden.

Danach hatten vor allem zwei Menschen viel zu tun: Fotograf Jürgen Naglik lichtete die Werke für den Ausstellungskatalog ab, den der Grafiker Michael Lang mit je einer Seite pro Künstler gestaltete. Der mit einer Auflage von 700 Stück gedruckte Katalog ist ein nicht zu unterschätzender Teil der Jahresausstellung - er ist das, was bleibt. Die Vernissage findet statt an diesem Freitag, 14. Juli, um 19 Uhr.

Die Jahresausstellung des Kunstvereins Erding im Frauenkircherl am Schrannenplatz ist vom 15. bis 30. Juli täglich von 13 bis 19 Uhr geöffnet.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: