Kulturtage:Musikalische Schmankerl

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Arien- und Kammermusikabend in Poing bietet viel Populäres

Von Peter Kees, Poing

Es erinnert immer ein wenig an den Sender "Klassik Radio", wenn auf einem Konzertprogramm in erster Linie gängige Highlights der klassischen Musikliteratur zu finden sind. Ein wenig war das auch so beim Arien- und Kammermusikabend am Freitag in der Poinger Christuskirche, einem Konzert im Rahmen der "Poinger Kulturtage". Auf dem Programm: bekannte Opernarien, gewürzt mit kammermusikalischen Schmankerln zwischendurch, etwa dem ersten Satz aus der Mozart Sonate A-Dur, KV 305 für Violine und Klavier oder dem Kopfsatz aus Dvořáks Sonatine für Violine und Klavier in G-Dur, op. 100. Schon, dass diese Sonaten nicht vollständig gespielt wurden, hat gewisse Anklänge an besagten Sender. Ein Mix aus einigen der schönsten Klassik-Hits, ein nettes Potpourri erwartete die Zuhörer. Natürlich kann an einem Arienabend keine ganze Oper aufgeführt werden. Trotzdem kann ein Programm auch dramaturgisch gestaltet und nicht nur aus einer Aneinanderreihung verschiedener Glanzpunkte gebaut werden.

Das Konzert begann mit jenem beliebten Duettino Figaro/Susanna "Cinque... dieci... venti... trenta..." aus der Mozart-Oper "Figaros Hochzeit", gesungen von Barbara Sauter (Mezzosopran) und dem Anzinger Bassisten Frederic Jost. Am Klavier wurden die beiden begleitet von Yuko Miura. Mit seiner schönen, warmen und vielversprechenden Stimme machte der junge Bass schnell auf sich aufmerksam. Beeindruckend waren auch seine anderen Auftritte, etwa als Figaro mit einer der berühmtesten Mozart-Arien, die schon wenige Monate nach ihrer Uraufführung im wahrsten Sinne des Wortes volkstümlich wurde: "Non più andrai, farfallone amoroso", als Zauberflöten-Sarastro mit "O Isis und Osiris", als Leporello mit der legendären Registerarie aus dem "Don Giovanni" oder als Marcel aus Meyerbeers Hugenotten mit "Pif, paf, pouf". Dieser Mann - derzeit noch Gesangsstudent an der Münchner Musikhochschule - könnte tatsächlich Zukunft haben. Ihm nicht ganz das Wasser reichen konnte die Mezzosopranistin. Deren Stimme, wenn auch manchmal betörend, klingt nicht immer frei, auch ihr Vibrato ist gewöhnungsbedürftig. Sauter gab den Cherubino aus dem Figaro mit "Voi che sapete che cosa è amor", die Musetta aus Puccinis "La Boheme" mit ihrer klassischen Walzer-Arie, jenen Schlager "O mio babbino caro" aus Gianni Schicci, das "Lied an den Mond" aus Dvořáks Rusalka, die populäre Arie "Mon cœur s'ouvre à ta voix" aus Saint-Saëns Samson und Dalila und einen Schmachtfetzen: "Glück, das mir verblieb" aus der Korngold-Oper "Die tote Stadt" - eigentlich ein Duett, doch der Tenor wurde hier einfach weggelassen. Einzig das Korngold-Lied "My mistress' eyes" - eine Shakespeare Vertonung - ist vielleicht nicht ganz so bekannt. Man sieht schon an den Partien: Die Sängerin blieb nicht allein im klassischen Mezzo-Fach, sondern sang auch Sopran-Arien. Ein wenig schade übrigens, dass die Pianistin teils wenig feinfühlig begleitete. Ihr Spiel war mitunter zu laut und atmosphärisch oft recht holprig.

Kommen wir zu den kammermusikalischen Zwischenspielen. Die Geigerin Pamela Rachel bewegt sich zu viel und schränkt so die klanglichen Möglichkeiten ihres Instrumentes ein. Ihr Ton war mitunter recht spröde. Neben den erwähnten ersten Sätzen der Violinsonaten spielte sie gemeinsam mit der Pianisten-Tochter Ayano Miura Geigenduette von Johann Wenzel Kalliwoda, "Der Vogelfänger bin ich ja" in einer Bearbeitung für zwei Violinen und zwei kleine Stücke von Dimitri Schostakowitsch - in diesem Fall mit Klavierbegleitung. Eines ist aufgefallen: Bekannte Stücke zu geben ist nicht ganz einfach, schon weil man sie mit großen Namen im Ohr hat - und die setzen eben Maßstäbe. Das Poinger Publikum dankte dennoch mit kräftigem Applaus: als Zugabe gab's noch ein Duett aus der "Lustigen Witwe".

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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