Kulturfeuer-Funke:Draußen Regen, drinnen fußwarm

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Es ist angerichtet: Feuerschale, Bar, Sonnensegel. Doch niemand kommt, um im Freien einen Gin Tonic zu trinken

Von Matthias Reinelt

Alles steht bereit, jedes Requisit ist an seinem Platz. Über einem Stahlgerüst ist ein weißes Segel gespannt, das zumindest das Personal vor Regen schützt. Darunter eine Theke, an der sich in den nächsten Tagen - sofern dieser Fall noch eintritt - von der Hitze Geplagte mit kühlen Getränken versorgen können. Bänke laden zum Plaudern ein und auch die Feuerschale erinnert an die lauen Sommerabende des Kulturfeuers vor zwei Jahren.

Es ist angerichtet. Nach langer Vorbereitung und Planung kann es losgehen. Doch Wasser tropft von den Bänken auf das glitschige Kopfsteinpflaster im Klosterbauhof, weit und breit ist niemand zu entdecken, der nach einem kalten Getränk fragt. Kein Wunder, wer möchte schon bei 15 Grad Außentemperatur und nasskaltem Regenwetter den Gin Tonic im Freien schlürfen. So menschenleer und still der Hof ist, so lebendig applaudiert das Publikum im Alten Speicher nebenan, in dem am Auftaktabend des Kulturfeuers das Trio Knedl&Kraut mit seiner Ofenwärme verbreitenden und unverwechselbaren Lachledernen Wirtshausmusi begeistert. Unter anderem mit Arbeitsgeräten wie einem Spitzspaten oder einer Mistgabel, die als Musikinstrumente fungieren. Die Künstler, die sich jedes Mal ihre eigene Bühne mitbringen, haben sich auch für diesen Abend gut vorbereitet. Holzteile werden zur typisch bayerischen Wirtsstube zusammengesetzt, Geweihe an die Wand gehängt, drei Bierkrüge auf den Tisch gestellt und die Instrumente gestimmt.

Bemerkenswert nicht nur die Virtuosität der Musiker, sondern auch deren akribische Planung beim Abbau des aufwendigen Konstrukts. Die wird nach jeder Aufführung wieder in ihre Einzelteile zerlegt, jedes Teil hat seinen festen Platz auf einer der Schienen, die dann in einen Sprinter geschoben werden. Alles wird so platziert, dass jedes Teil an die richtige Stelle passt. Stube, Instrumente, Gamshut und auch ein Bild von König Ludwig II., das immer an der Wand hängt, verschwinden im Fahrzeug. Hier kann dem Kini die Nässe nichts mehr anhaben.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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