Kultur in Ebersberg:Würdigung für die im Hintergrund

Lesezeit: 3 min

Die Kreisstadt lädt das erste Mal zu einem Kulturempfang ein, eine bislang einmalige Initiative. Bürgermeister Walter Brilmayer erklärt, was es damit auf sich hat

Interview von Anja Blum

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit", sagte einst Karl Valentin, der ewige Grantler - und dass dem so ist, weiß man auch im Rathaus Ebersberg. Deswegen lädt die Stadt am 14. November erstmals ausgewählte Gäste zu einem Kulturempfang ein, eine im Landkreis bislang einmalige kommunale Initiative. Im Gespräch mit der SZ Ebersberg erklärt Bürgermeister Walter Brilmayer, was es damit auf sich hat.

Herr Brilmayer, wie kam es zu der Einladung zum Kulturempfang?

Walter Brilmayer: Ach, mich treibt diese Idee eigentlich schon seit Jahren um. Es gibt ja Sportlerehrungen, einen Wirtschaftsempfang, einen Tag für die Ehrenamtlichen - aber nichts Vergleichbares im Bereich von Kunst und Kultur. Ich hatte auch schon viele Gespräche mit unserer Galeristin Antje Berberich deswegen. Aber bislang haben wir uns an das Thema nie so richtig rangetraut...

Weshalb das, wo liegt das Problem?

Der Punkt ist, dass wir nicht die Kunst- und Kulturschaffenden im eigentlichen Sinne würdigen wollen, also Musiker, Maler und so weiter, sondern einmal alle jene Menschen im Hintergrund, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz der Kunst und Kultur einen Raum schaffen. Die es überhaupt möglich machen, dass andere, die Kreativen, durch Musik, Farbe, Kabarett, Literatur, Theater oder andere Ausdrucksweisen ihre Deutung der Welt öffentlich präsentieren können. Denn dadurch wird unsere Stadt viel liebens- und lebenswerter, Dank aber gibt es selten.

Und was ist daran problematisch?

Na ja, solche Sachen sind halt immer auch ein bisschen schwierig, weil es natürlich Grenzfälle gibt und auch ganz schnell Fehler passieren können. In dem Sinne, dass wir Menschen oder Institutionen nicht einladen, die sich dann leider vor den Kopf gestoßen fühlen. Wir tun natürlich unser Bestes - aber für mögliche Unachtsamkeiten möchte ich mich jetzt schon entschuldigen.

Jetzt aber haben Sie es gewagt, kurz vor Ende Ihrer Amtszeit. Ist der Kulturempfang für Sie auch so etwas wie ein Vermächtnis an die nächste Generation im Rathaus?

Ja, schon. Ich wollte das sehr gerne noch einführen, in der Hoffnung, dass daraus eine Tradition wird. Natürlich müssen die Neuen dann selbst wissen, ob sie den Kulturempfang übernehmen wollen, aber ich würde es mir wünschen. Er soll noch mal einen Akzent setzen, dass diese besondere Leistung gewürdigt wird.

Wie viele Vereine und andere Institutionen haben Sie denn eingeladen?

Ungefähr 20. Vom Cäcilienverein über das Team vom Alten Kino bis hin zur Galerie der Ebersberger SZ.

Der Kulturempfang findet ja im Rathaus statt. Wie wird der Abend aussehen?

Das wird auf jeden Fall kein Festakt mit vielen Aufführungen. Es geht vielmehr darum, sich in lockerer Runde kennenzulernen und auszutauschen. Ich werde nur eine kleine Ansprache halten, die Musikschule sorgt für Umrahmung, außerdem soll es eine Bildershow geben, die die Aktivitäten der geladenen Einrichtungen vorstellt. Mir als Bürgermeister geht es natürlich auch immer darum zu hören, wo der Schuh drückt.

Gerade erst ist das Jazzfestival zu Ende gegangen, 2020 steigt wieder ein Kulturfeuer, es gibt Jugendkulturtage, ganz zu schweigen von den zahllosen einzelnen Veranstaltungen. Was hat Ebersberg Ihrer Meinung nach richtig gemacht?

Erst einmal muss ich sagen, dass vor 20 Jahren niemand mit einer so fantastischen Entwicklung des kulturellen Lebens hier gerechnet hätte. Und es gehört auch immer ein gutes Quäntchen Glück dazu. Aber: Es gab schon lange, seit den 70er Jahren, bei manchen Stadträten und Bürgermeister Vollhardt die Vision, aus dem Ensemble rund um den Klosterbauhof etwas zu machen. Heute kann ich nur sagen: Wir haben uns von keinen Widerständen drausbringen lassen und letztendlich die richtigen Räume geschaffen. Und diese sind nun die Voraussetzung dafür, dass Fantasie überhaupt frei gesetzt werden kann. Allerdings helfen die Räume alleine auch nichts, es braucht immer Menschen, die sie mit Leben füllen und gute Ideen haben. Im Falle von Altem Kino und Altem Speicher haben wir da definitiv die Richtigen dafür gefunden.

Auch der Platz, der Theaterhof als solcher, wird ja rege genutzt...

Richtig! Da war jetzt vier Wochenenden hintereinander was los. Erst das Musikfest des Spielmannszugs, dann unser Integrationsfest, der Ehrenamtstag und schließlich die Weinstraße der CSU. Großartig!

Ja, die Akteure in Ebersberg sind zahlreich...

Und vor allem arbeiten sie immer wieder ganz toll zusammen. Hier gibt es keine Konkurrenz, sondern überall Teamplay. Dass dieser Zusammenhalt bleibt - das wäre mir sehr wichtig. Die Menschen spüren das zwar, denken aber oft leider nicht daran, vor lauter maroden Turnhallen und Haushaltsplanungen. Dabei können wir auf dieses gemeinsame kulturelle Leben vom Kirchenkonzert bis zur Blasmusik in unserer Stadt richtig stolz sein.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: