Kulinarische Entdeckungsreise:In zwei Gerichten um die Welt

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Hendrik Meisel und Rosita Jung-Concha kochen im Saal der Poinger Christuskirche mit fair gehandelten Produkten. (Foto: Christian Endt)

Bei einer Kochshow im Saal der Poinger Christuskirche erfahren die Zuschauer etwas über die Zubereitung aber vor allem über den Ursprung von fair gehandelten Nahrungsmitteln

Von Stella Vogl, Poing

"Ganz haptisch in den Mund bringen", so formuliert Hendrik Meisel seine Herzensangelegenheit. Er selbst sieht sich als "professioneller Quatscher" und als Koch aus Leidenschaft. Da erscheint es nicht verwunderlich, dass er als Moderator am Herd der Fairtrade Kochshow im Saal der Christuskirche in Poing ganz in seinem Element ist. Von den zehn fast vollständig besetzte Stuhlreihen ruhen alle Blicke auf der beleuchteten Bühne. Dort steht Hendrik Meisel mit tatkräftiger Unterstützung am Herd und zeigt, was man aus Fairtrade alles zaubern kann.

Der Einstieg beginnt mit einem Quinoa-Salat, und während Gastköchin Rosita Jung-Concha das Gemüse kleinhackt, können die andächtig lauschenden Gäste dank einer Leinwandprojektion das sogenannten "Wunderkorn der Inkas" beim Aufkochen bestaunen. Was geradezu einem meditativen Schauspiel gleicht, wird schnell zu einem kulinarischen Erlebnis. Denn es bleibt nicht nur bei den Zutaten Olivenöl und Frühlingszwiebeln. Für den süßlich-herben Geschmack sorgt nämlich ein Früchte-Chutney. Um das Geheimnis dieser exotischen Zutat zu lüften, wird nicht viel herumgeredet, sondern kurzerhand ein Kurzfilm gezeigt.

So passiert es, dass man sich gerade noch im Gemeindesaal befand und nun einen Einblick in die Küche des Fairtrade Unternehmens Eswatini-Kitchen bekommt. Hier werden Marmeladen, Soßen und Chutneys, also "gewürzte Fruchtmassen", gekocht. Fair ist dabei das Credo. Fair beginnt beim Anbau und bei der Entlohnung der Hersteller, die Bauern und Kleinunternehmen aus allen Ecken des Landes sind. Fair ist auch ein Bewusstsein, das Meisel und sein Kollege Klaus Hammelmann fördern wollen: "Jeder kann dazu beitragen diese Welt ein Stückchen zu verbessern".

Doch statt erhobenem Zeigefinger, schwingt Meisel lieber den Kochlöffel, um die Vorzüge von Fairtrade nicht nur anzupreisen, sondern vor allem schmackhaft zu machen. Nicht nur der redselige Moderator hat einiges zu Fairtrade Produkten zu erzählen, sondern auch Gast Rosita Jung-Concha. Die gebürtige Chilenin ist als Mitbegründerin und "Großmutter" der Organisation "el puente" Expertin für Fairtrade- Produkte und im besonderen auch für Quinoa. Begeistert erzählt sie, dass das beliebte Korn ein unkompliziertes Wundermittel sei: Verträglich für Allergiker und in allen erdenklichen Varianten, von süß bis herzhaft, genießbar. Die Reaktionen des Publikums auf die außergewöhnliche Kreation mit Chutney, Kreuzkümmel und Rotweinessig ist Beweis dafür, dass Fairtrade auch im Gaumen gut ankommt. Nicht grundlos, spielt Meisen gerne mit Kontrasten: "Kochen ist ja bisschen wie Chemie. Damit es das volle Aroma entfaltet, braucht es Gegensätze".

Dem fünfminütigen Abstecher nach Eswatini, dem ehemaligen Swasiland, folgen Ausschnitte der Reisen nach Guatemala und Tansania. Hamelmann und Meisel wagten einen abenteuerlichen Roadtrip durch Asien, Lateinamerika und Afrika. Auch hier handelt es sich um eine vorteilhafte Verbindung zweier Leidenschaften, denn "irgendwann kam der Gedanke: Naja, warum reisen wir gerne und zeigen den Menschen nicht, was man machen kann?"

Eingefangen durch eine äußerst provisorische Kameraführung, gewähren die eingespielten Sequenzen einen kurzweiligen Einblick in die Arbeit von Fairtrade-Produzenten auf den drei Kontinenten. Viel Belustigung schwingt mit, wenn Meisel von den Entdeckungs-Touren berichtet: Von den Mühen sich mit dem "astreinen Spanisch aus den VHS-Kursen" in Lateinamerika durchzuschlagen bis hin zu den Schwierigkeiten aus Lesotho Postkarten zu verschicken. Das Warten auf die Gerichte wird mit allerlei Anekdoten gespickt, die sich nicht nur auf die Reise beschränken, sondern auch mal die ein oder andere politische Spitze verbergen. Trotzdem lässt Meisen nichts anbrennen und streut wieder "Life Hacks für die Küche" ein. So sorgt der Tipp, dass man Avocados auch mit einem Glas schälen kann, für einen Aha-Moment im Publikum.

Während bei der Vorbereitung für das Dessert, einem "richtigen Weight-Watchers-Rezept" aus Bananen, Speisequark und Schokolade die Schokosoße im Topf vor sich hinköchelt, fasst Meisel das Programm des Abends zusammen: "Wir machen heute alle Mathematik, Spanisch und Religion". Am Ende kommen noch zwei Löffel in jedes Schälchen, damit man, wie Meisel mit Augenzwinkern erklärt, "den Nachbarn kennenlernt". Nach einer abschließenden Rap-Einlage am Ende der Veranstaltung, trifft man einige Besucher im Weltladen. So wie Sabine Nannemann, mit Kaffee und einem Früchte-Chutney unterm Arm. Der Abend bot ganz offensichtlich nicht nur Unterhaltung, sondern auch kulinarische Inspiration.

© SZ vom 10.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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