Künstlerin aus Poing:Überlebenskampf mit Faltern

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Die Poinger Künstlerin Natalja Herdt will mit Schmetterlingen wieder Hoffnung verbreiten. (Foto: privat)

Natalja Herdt will vermeiden, ihr Atelier zu schließen

Von franziska langhammer, Poing

Zwei Standbeine hat Natalja Herdt aus Poing: Zum einen ist sie Künstlerin, betreibt ein eigenes Atelier. Zum anderen gibt sie Mal- und Zeichenkurse, unterrichtet an der VHS. "Mit dem Lockdown im März ist mein gesamter Lebensunterhalt erst einmal eingebrochen", sagt sie. Von einem Tag auf den anderen wurden alle Kurse gecancelt. "Ich war schon sehr verzweifelt." Die Soforthilfe vom Staat empfand sie schon als Unterstützung, aber als eher zu niedrig. Zudem war nicht klar, ob sie überhaupt den Zuschuss erhalten würden. "Ich wusste lange nicht, wie es weitergeht", erzählt Herdt. Das Atelier kündigen? Diesen Schritt wollte sie unbedingt vermeiden.

Doch statt aufzugeben, kam ihr eines Tages eine Idee. "Ich wollte was Kleines, Hoffnungsvolles machen, eine positive Nachricht in die Welt hinausschicken." Sie begann, Hoffnungsfalter zu falten: filigrane, aus mit Zeichentusche bemaltem Japanpapier gefertigte Schmetterlinge. Vor allem über Social Media verbreitete sie die kleinen Kunstwerke. "Ich wollte damit nicht groß Geld machen, das hatte eher symbolischen Wert", erklärt sie. Prompt kauften Freunde und Bekannte die blauen Hoffnungsfalter, zudem kamen Menschen auf die Künstlerin zu, um ihr Ausstellungsorte anzubieten.

Später nahm Herdt die Künstlerhilfe vom Staat in Anspruch, die ebenfalls nicht üppig ausfiel. "Dennoch war es eine Hilfe", sagt sie. "Man merkt, man ist nicht allein."Mittlerweile kann sie unter Auflagen wieder unterrichten, was aber auch heißt: Für weniger Geld dasselbe leisten, etwa wegen der beschränkten Anzahl an Kursteilnehmern. Inwieweit sie wieder in den Alltag eintauchen, etwa einen Tag der offenen Tür anbieten kann im Atelier, da ist sich Herdt unsicher: Wird das angenommen, oder sollte sie das derzeit doch lieber lassen?

Für die nächsten Monate hofft die Poinger Künstlerin auf ein staatliches Stipendium mit dem Namen "Neustart". Dass die Situation immer noch schwierig sei für Künstler, das würden viele vergessen, so Herdt: "Es ist ein Überlebenskampf."

© SZ vom 10.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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