Kreisklinik Ebersberg:Der Schock sitzt tief

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Die Branche ist schockiert: Auch der Chef der Kreisklinik ist entsetzt über den Hygiene-Skandal an zwei Münchner Kliniken. Die Verwaltung sieht sich aber auf der sicheren Seite.

Martin Mühlfenzl

Der Schock hat Stefan Huber beim abendlichen Studium der neuesten Nachrichten im Internet ereilt. "Hygiene-Skandal an Kliniken", musste der Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg lesen und nutzte Tags darauf die Gelegenheit, Informationen von seinen Kollegen in den betroffenen Krankenhäusern in Bogenhausen und Neuperlach einzuholen. "Ich war zunächst wirklich schockiert, weil vieles doch sehr abenteuerlich klang", berichtet Huber angesichts der Vorwürfe bezüglich gravierender Hygienemängel, allen voran im renommierten Bogenhausener Lehrkrankenhaus. "Jetzt muss man aber erst einmal abwarten und gründlich hinterfragen, was eigentlich passiert ist." Würden sich die Vorwürfe - etwa unsauberes Operationsbesteck sowie falsche Zusammenstellungen von Geräten - als den Tatsachen entsprechend erweisen, sagt der Ebersberger Klinikchef, wäre der Skandal natürlich perfekt.

Es ist ein sensibles Thema, das auch die Verantwortlichen in der Kreisklinik beschäftigt. "Ein Thema, an dem Menschenleben hängen", bekräftigt Pflegedirektorin Barbara Scharfenberg. Dementsprechend sorgfältig nehme sich die Verwaltung der Kreisklinik der Bereitstellung von Operationsbestecken und deren Sterilisierung an: "Wir werden jährlich von externen Prüfern kontrolliert und revalidiert und unser OP-Personal ist bestens geschult." Alle im Operationssaal und im so genannten Sterilisierungsraum beschäftigten Kräfte seien im Besitz der nötigen Ausbildungsstufe I - die Leitungen beider Abteilungen geschult nach der höchsten Stufe III. "Das heißt, dass wir großen Wert auf die nötige Kompetenz unserer Mitarbeiter legen - in allen Bereichen von der Organisation bis hin zu den so sensiblen Arbeitsschritten im OP und Steri." Die Kreisklinik befinde sich daher auf der sicheren Seite: "Wir sind bestens aufgestellt." Die Arbeitsabläufe wie das Waschen, Desinfizieren und Trocknen der Geräte und Bestecke werden ständig kontrolliert und überwacht - die Erfahrung des Personals sorge dafür, dass bei Operationen stets das richtig Operationsset bereit liege. "Bei komplexen Geräten ist es so, dass unsere Mitarbeiter von der Herstellerfirma eingewiesen werden, um mit den Anlagen bestens vertraut zu sein."

Angst um den Ruf des eigenen Hauses hat auch Klinikchef Stefan Huber nicht - doch er weiß um den Seelenzustand der eigenen Branche: "Natürlich rütteln solche Nachrichten wach. Das geht nicht spurlos an einem vorüber." Doch der Geschäftsführer sieht die Kreisklinik Ebersberg im Vergleich mit großen Häusern in München im Vorteil: "Natürlich haben riesige städtische Kliniken wie Bogenhausen oder Neuperlach einen Nachteil. Je größer das Unternehmen aufgestellt ist, desto eher schleicht sich möglicherweise ein Fehler ein." Dies sei in manchen Fällen - Namen nennt der Klinikchef freilich nicht - womöglich auch Sparmaßnahmen geschuldet. Diese würden an der Kreisklinik aber bewusst vermieden. "Es hat auch bei uns im Haus natürlich Überlegungen gegeben, den Bereich der Sterilgutaufbereitung durch Outsourcing auszugliedern", berichtet Huber. "Aber das kam letztlich für uns nicht in Frage. So ein sensibler Bereich muss für uns kontrollierbar bleiben." Die Sterilgutaufbereitung einer externen Firma zu überlassen, berge ein nicht kontrollierbares Risiko.

Hinsichtlich der Vorwürfe gegen die Münchner Kliniken in Bogenhausen und Neuperlach rät Huber zur Mäßigung: "Es muss natürlich alles rückhaltlos aufgeklärt werden. Aber es darf nicht zugelassen werden, dass die Debatte jetzt grundlos hoch gekocht wird." Dafür sei das Thema eben zu sensibel.

© SZ vom 12.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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