Kreis-Verkehrsausschuss:Bus mit Verspätung

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CSU, FDP, Freie Wähler und AfD schicken Ringverbindung für Ebersberg und Grafing in die Warteschleife

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

Wer zwischen den beiden Städten des Landkreises unterwegs ist, wird dies auch weiterhin mit dem eigenen Auto oder der nicht immer zuverlässigen Bahn tun müssen. Der Verkehrsausschuss des Kreistages legte mit der Mehrheit aus CSU, FDP, Freien Wählern und AfD eine geplante Ringbuslinie, die unter anderem Grafing-Bahnhof mit der Kreisstadt verbinden würde, vorerst auf Eis. Eigentlich hätte der Busverkehr hier im Dezember 2022 losgehen sollen, nun ist frühestens ein Jahr später damit zu rechnen. Wenn überhaupt, denn dies wird im kommenden Jahr erst einmal erneut zur Diskussion gestellt.

Welche Vorteile die neue Buslinie bringen könnte, hatte zunächst Henry Rüstow, im Landratsamt zuständig für die Nahverkehrsplanung, dem Ausschuss vorgestellt. Neben einer besseren Anbindung Ebersbergs an den zuverlässigeren Teil des Bahnverkehrs, würden auch Besucher von Kreisklinik, Eisstadion und Freibad sowie langfristig die Schüler der geplanten Berufsschule von der Buslinie profitieren. Darüberhinaus wäre sie eine Verbesserung für Stadtteile und Ortschaften, die bislang nicht oder nicht gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind.

Genaugenommen sind es zwei Buslinien, eine von Grafing-Bahnhof über Seeschneid nach Ebersberg und über Oberndorf und Schammach wieder zurück, die andere in der Gegenrichtung. Eine Dreiviertelstunde würde eine Umrundung dauern, die ersten Busse sollen um 5.31 beziehungsweise 6.01 Uhr abfahren, und jeweils im Stundentakt verkehren. Die letzte Runde startet in Grafing-Bahnhof um 21.31 und 22.01 Uhr.

Beziehungsweise: würde starten, denn für die Mehrheit im Ausschuss ist die Buslinie zu teuer. Laut einer Schätzung des MVV ist mit jährlichen Kosten zwischen 535 000 und 595 000 Euro zu rechnen. Rechne man allerdings ein, dass die Buslinien im Landkreis durchschnittlich einen Kostendeckungsgrad von rund 50 Prozent haben, sei mittelfristig, wenn sich die Linie etabliert hat, mit etwa 300 000 Euro pro Jahr zu rechnen. Was laut Rüstow sinnvoll investiertes Geld ist: Die Buslinie "ist ein guter Beitrag zur Verkehrswende".

Das sieht im Prinzip auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) so, allerdings verwies er auch auf die schwierige Haushaltslage. "Ich will die Buslinie nicht streichen, aber man muss darüber reden, ob man es um ein Jahr verschieben soll." Bei den Konservativen im Gremium rannte er damit offene Türen ein. "Keiner bestreitet, dass die Linie sinnvoll ist", sagte Alexander Müller (FDP), aber die vergangene Sitzung des Kreis- und Strategieausschusses habe deutlich gezeigt, dass man sparen müsse. Eine Verschiebung sei daher anzuraten. Martin Lechner (CSU) regte an, die definitive Entscheidung zu vertagen. Wie Thomas Uhlmann vom MVV-Regionalbusverkehr auf Nachfrage erläuterte, könne man mit dem Ausschreibungsprozess wie geplant im Dezember dieses Jahres beginnen. Bis September 2021 habe der Landkreis dann Zeit, sein Angebot entweder komplett zurückzuziehen oder so zu modifizieren, dass die Buslinie erst ein Jahr später als ursprünglich geplant den Betrieb aufnimmt.

"Das sehe ich sehr kritisch, wenn man jetzt etwas verspricht und es dann wieder einkassiert", sagte Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). "Wir wissen nicht, wie es weitergeht", da solle man es sicherheitshalber gleich verschieben. "Das macht es nicht besser, weil da nur die Kosten steigen", sagte dagegen Karl Schweisfurth (ÖDP). Und auch was die Außenwirkung angehe "finde ich es den geringeren Schaden, es später zu stoppen, als es heute schon zu verschieben". Ähnlich argumentierte Thomas von Sarnowski (Grüne): "Ich möchte nicht das Signal senden, dass wir keine Verlagerung auf den ÖPNV wollen." Auch seine Fraktionskollegin Ilke Ackstaller betonte: "Der ÖPNV ist der Bereich, wo wir nicht sparen sollten", und besonders nicht an dieser Linie, die nicht nur "für das Mittelzentrum Ebersberg-Grafing sehr gut", sondern auch "für die Energiewende essenziell" sei. Dies sah auch Bianka Poschenrieder (SPD) so: "Wir können nicht früh genug damit starten."

"Es ist ja wichtig und es sollte die Linie sein, die als nächstes eingeführt wird", sagte der Glonner Bürgermeister Josef Oswald (CSU), aber eben nicht schon Ende 2022. Der Meinung war die Mehrheit im Ausschuss. Ohne Gegenstimmen fiel der Grundsatzbeschluss, die Linie einzurichten, bei fünf Gegenstimmen aus den Reihen von SPD, Grünen und ÖDP, dass dies frühestens im Dezember 2023 passiert - sofern der Ausschuss in einem Jahr dafür votiert.

© SZ vom 30.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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