Konzert in der Stadtbücherei Grafing:"Das Hören verschönern"

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Timm Tzschaschel spricht parallel zum Klavierspiel auch mal über spanische Musik, die Matthäus-Passion oder über die Geburtstage von Komponisten. (Foto: privat)

Timm Tzschaschel plaudert seit 25 Jahren am Klavier

Interview von Nathalie Stenger

Er ist Pianist, Kammermusiker, Opern- und Konzertdirigent und war beruflich unter anderem schon in Singapur, Usbekistan, den USA und Thailand. Trotzdem liebt Timm Tzschaschel, geboren 1942 in Berlin, auch die kleine, bescheidene Form: Bereits vor 25 Jahren hat er die Reihe "Plauderei am Klavier" ersonnen. Da spielt und erzählt er - und führt so auf unterhaltsame Weise in die verschiedensten Themen der klassischen Musik ein. Stammgast ist Tzschaschel, der in Schliersee lebt, auch in der Grafinger Stadtbücherei. Und an diesem Freitag, 8. November, darf man sich auf eine ganz besondere Ausgabe der "Plaudereien" freuen: ein Wunschkonzert mit dem Titel "Nicht nur für Elise".

SZ: Was ist das Besondere an dieser "Plauderei am Klavier" zum Jubiläum?

Timm Tzschaschel: Ich mache das nun seit 25 Jahren. Angefangen hat die Konzertreihe an der VHS Schliersee und diese lockere Art und Weise, Musik und Wissen zu verbinden, kam gut an. Grafing hat das Konzept übernommen, und deshalb spiele ich dort am Freitag zum Jubiläum ein Wunschkonzert. Sieben Konzerte jährlich in Schliersee mal 25, das kann man sich ausrechnen, da kommen schon einige Konzerte zusammen.

Was kann man sich denn nun unter diesem Wunschkonzert vorstellen?

Normalerweise gibt es bei der "Plauderei am Klavier" immer ein bestimmtes Thema: spanische Musik, die Matthäus-Passion oder bestimmte Jahrestage von Komponisten, zu denen ich dann immer etwas erzähle. Für das Wunschkonzert bringe ich 100 Stücke aus den verschiedensten Epochen und Stilrichtungen mit. Die Zuhörer setzen Häkchen auf der Liste, und die Stücke mit den meisten Stimmen werden dann gespielt und erläutert. Ich kenne natürlich eine Vielfalt an Stilmitteln und Epochen und erkläre entweder die Musik selbst oder geschichtliche Zusammenhänge, die auch heute wieder Bedeutung haben. Da muss ich dann spontan gucken, was mir alles einfällt. Wenn jemand die Noten für ein Stück mitbringt, dann kann ich das auch vom Blatt spielen, bei 100 Werken sollte aber genug für jeden Geschmack geboten sein.

Impliziert der Titel "Nicht nur für Elise?" Ihre Liebe zu Beethoven und zur Klassik?

Natürlich liebe ich als Musiker Beethoven! Die Klassik ist mitunter das Coolste, was wir haben! Ich habe "Für Elise" gewählt, weil es ein sehr populäres Stück ist. Aber wie der Name schon verrät, werden nicht nur beliebte Stücke gespielt, sondern auch unbekannte Werke. Meine Karriere als Dirigent und Pianist hat mich in verschiedenste Länder geführt, weshalb ich auch viele weniger geläufige Stücke kenne.

Haben Sie denn eine Lieblingsepoche?

Also Mozart steht immer ganz oben. Ich liebe aber auch die tschechische und böhmische Musik, beispielsweise von Janáček. Musiker lieben das, was sie gerade machen. Wenn ich also an einem Werk von Chopin arbeite, dann liebe ich Chopin.

An wen richtet sich diese Art Konzert?

An den ganz normalen Musikliebhaber. Die Leute hier schätzen es sehr, wenn ich die Musik nicht zu einer Wissenschaft mache. Ich weise auf besondere Schönheiten hin, erkläre mal die Form oder beleuchte geschichtliche Zusammenhänge; jedenfalls geht es mir darum, verständlich zu sein, und die klassische Musik nicht zu einem nur schwer zugänglichen Spezialgebiet zu machen. Der Fachmusiker mag tiefer gehen, analysieren und spekulieren, was die Musik aussagen soll, er formuliert eher kompliziert und philosophiert; als praktischer Musiker möchte ich ganz einfach dem Zuhörer das Hören verschönern.

"Plauderei am Klavier" mit Timm Tzschaschel, Fr., 8. November, 20 Uhr Stadtbücherei Grafing.

© SZ vom 08.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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