Kommentar:Zwischen den Stühlen

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Für Moosachs Bürgermeister Eugen Gillhuber wird die Zeit bis zum Bürgerentscheid nicht leicht. Einerseits ist er auf der Seite der Initiatoren, andererseits muss er qua seines Amtes den Beschluss des Gemeinderates vertreten

Von Carolin Fries

Mit Anfeindungen und Angriffen, wie sie sein Kollege im benachbarten Bruck vor einem Jahr hat aushalten müssen, wird sich Moosachs Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU) wohl nicht auseinandersetzen müssen. Er ist nicht Gegner der Initiatoren eines Bürgerbegehrens, er ist ihr Verbündeter. Gillhuber sagt, er habe sich stets für eine dezentrale Unterbringung für Asylbewerber ausgesprochen, wie sie die Initiatoren durchsetzen wollen. Ein Ratsbegehren lehnte der Bürgermeister ab. Und dennoch wird er als Bürgermeister, weil von der Mehrheit überstimmt, die Position des Gemeinderates vertreten müssen. Geht das überhaupt?

Gillhuber muss keinen Eiertanz aufführen. Die Positionen sind benannt, die Argumente getauscht. Es wäre kindisch, wenn der Bürgermeister mit seinen persönlichen Ansichten hinterm Berg halten müsste, würde er danach gefragt. Doch darf er, und das ist das Entscheidende, seine Position als Gemeindeoberhaupt nicht benutzen, um für seine persönlichen Ansichten und damit im Interesse der Initiatoren für das Bürgerbegehren zu werben. Ein Bürgermeister muss als Vertreter der gemeindlichen Interessen fungieren und den Beschluss des Gremiums tragen. Soweit die Theorie. In der Praxis, im täglichen Umgang mit den Moosachern, wird Gillhuber schnell merken, dass das ein ständiges Austarieren bedeutet - ein Balanceakt, keine Frage. Hinzu kommt der Umstand, dass dabei wohl an beiden Ärmeln gezogen wird. Die einzige verlässliche Stabilität können Gillhuber dabei die Fakten geben. Nur sie können stützen und die nötige Sicherheit verleihen.

Und dennoch besteht die Gefahr für Gillhuber, bis zum Entscheid im April zwischen die Stühle zu geraten. Gerade weil er auf keinem der Stühle ganz sitzt. Viel wird deshalb von den Initiatoren des Bürgerbegehrens abhängen. Bleibt zu hoffen, dass sie bei der Verfolgung ihrer Interessen fair spielen und den Bürgermeister solange als gemeindlichen Interessenvertreter anerkennen, bis die Moosacher im April entschieden haben.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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