Kommentar:Zwei Wochen Unterricht

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Darauf, dass die sogenannte "große" Politik in diesem Schuljahr mehr für die Bildung der Jüngsten tun will, kann man natürlich hoffen - es deutet nur leider so gar nichts darauf hin

Von Wieland Bögel

Es soll ja Schüler geben, die sich am ersten Schultag schon auf den letzten freuen. Zumindest für diese Gruppe gibt es gute Nachrichten: Das kommende Schuljahr wird genau zwei Wochen dauern, zumindest jene Zeit, in der die Kinder tatsächlich in die Schule kommen müssen. Denn, wie nun auch wieder die Kirchseeoner Debatte um Schulöffnungen in Coronazeiten zeigte, vorbereitet ist so gut wie nichts und jene, welche daran etwas ändern wollen, können das leider nicht.

So sind die Gemeinden und Landkreise zwar Sachaufwandsträger der Schulen und dürfen für Infektionsschutzausrüstung von der Plexiglaswand über den Sterilium-Spender bis zum Luftreiniger die Taschen öffnen - ob sie bei höheren Infektionszahlen aber auch ihre Schulen öffnen dürfen, das steht in den Sternen. Dieses Problem wurde schon vor einigen Wochen deutlich, als der Kreistag für die weiterführenden Schulen die Beschaffung von Luftreinigern in Auftrag gab, für eine knappe Viertelmillion Euro. Ausdrücklich, so wurde dazugesagt, sei dies aber keine Garantie, dass die Realschulen und Gymnasien dann auch offen bleiben dürften, wenn die Corona-Fallzahlen wieder steigen. Was sie ja derzeit schon wieder tun, zum offiziellen Start des Schuljahres am 14. September dürften die täglichen Neuinfektionen bundesweit wohl wieder fünfstellig sein.

Auswirkungen auf die Schulen wird das spätestens zwei Wochen danach haben, dann ist für die Zuständigen Notenschluss in Form der Bundestagswahl. Danach muss niemand mehr die Reaktion zorniger Eltern an der Urne fürchten und man kann zur Tagesordnung übergehen. Im Falle der Schulen heißt das - wie die vergangenen eineinhalb Jahre eindrucksvoll gezeigt haben - man schickt die Kinder heim, setzt darauf, dass die Lehrkräfte und Eltern die Unterrichtsinhalte schon irgendwie an die Beschulten bringen und verschwendet ansonsten nicht allzu viele Gedanken darauf. Darauf, dass es anders sein könnte, dass die sogenannte "große" Politik diesmal mehr für die Bildung der Jüngsten tun will, kann man natürlich hoffen - es deutet nur leider so gar nichts darauf hin.

© SZ vom 26.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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