Kommentar:Zeit für Aufbruch

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Die Markt Schwabener "Weiherspiele" sind in die Jahre gekommen. Da tut ein wenig frischer Wind gut

Von Rita Baedeker

Die Weiherspiele in Markt Schwaben sind Kult. "Klein-Bregenz" nennt man liebevoll die 1984 ins Leben gerufenen Festspiele rund um den Dorfteich, die in jeder Saison viele tausend Besucher anlocken. Jahr für Jahr hat Spielleiter und Autor Josef Schmid ein Stück aus dem unerschöpflichen Fundus der Weltgeschichte und seiner Fantasie gezaubert, gespickt mit aktuellen Bezügen, inspiriert von historischen und politischen Ereignissen, gesellschaftlichen Strömungen und fremden Kulturen. Immer wieder erregte Staunen, was das Team vom Theaterverein alles auf dem winzigen Dorfweiher anstellte, von der Landung eines Wasserflugzeugs bis zum Auftauchen eines veritablen Seeungeheuers.

Die Weiherspiele sind jedoch in die Jahre gekommen. Man liebt sie wie einen gemütlichen alten Ohrensessel, der bequem ist, aber ein wenig abgenutzt wirkt, der dringend neuer Polster und frischer Bezüge bedarf, aber deswegen noch lange nicht auf den Sperrmüll gehört. Insofern war der Theaterverein gut beraten, keinen abrupten, sondern einen behutsamen Generationenwechsel einzuleiten. Der 49-jährige Fritz Humplmayr bringt frische Ideen und Tatkraft mit, ist aber selbst auch schon 15 Jahre beim Verein dabei, als Sänger, Schauspieler, Komponist und zweiter Vorsitzender.

Er kennt das Publikum, kennt die Kritik, die in den vergangenen Jahren immer mal wieder laut wurde. Den einen waren die Stücke und die Scherze zu seicht, anderen nicht lustig genug. Allen recht machen wird man es auch künftig nicht können. Humplmayr, der offen ist für Experimente, für moderne Bühnen- und Lichttechnik, für neuartige Stoffe, will das Rad nicht neu erfinden. Seine Devise lautet: "Die Weiherspiele bleiben die Weiherspiele!" Er will neue und jüngere Zuschauer gewinnen, die Stammgäste, von denen das Festival lebt, aber nicht vergraulen. Ob das mit dem neuen, an die raue Wirklichkeit anknüpfenden Stück, in dem es um die Risiken eines von elektronischen Medien beherrschten Lebens geht, gelingen wird, ist ungewiss. Aber es ist ein Anfang, und es ist genau der richtige Zeitpunkt dafür. Wenigstens bequem sitzen soll man jedoch weiterhin - durch neue Rückenlehnen.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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