Kommentar:Wohltuende Abwechslung

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Während andernorts gegen Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer gehetzt und gestänkert wird, bekommt der Helferkreis in Glonn einfach nur Applaus - das macht Hoffnung

Von Anja Blum

Skepsis, Ärger und Wut gegenüber Asylbewerbern brechen sich immer wieder und an verschiedenen Orten im Landkreis Bahn. Sei es in Zorneding, wo erst die CSU-Vorsitzende hetzt und dann dem Helferkreis bei der Bürgerversammlung das Wort verboten wird, sei es in Moosach oder Grafing, wo jeweils heftig Stimmung gemacht wird gegen geplante Unterkünfte, oder in Anzing, wo sich zuletzt der Landrat bei einer Informationsveranstaltung mit mehr als kritischen Fragen und Vorwürfen konfrontiert sah.

Wie wohltuend ist da eine Veranstaltung wie die Bürgerversammlung am Dienstagabend in Glonn, bei der tatsächlich kein einziger Misston erklungen ist. Bürgermeister Josef Oswald (CSU) berichtete vor einem gut besuchten Saal vom aktuellen Stand: Momentan leben 34 Asylbewerber in Glonn, davon 17 unbegleitete Minderjährige. Außerdem werden in der Jugendhilfeeinrichtung auf Schloss Zinneberg jugendliche Flüchtlinge aus dem ganzen Landkreis unterrichtet. Eine weitere Unterkunft mit 20 Plätzen im Ortsteil Ursprung ist geplant. Mit ihrer Belegung hätte die Marktgemeinde ihr Soll von 55 Asylbewerbern, das sie, zumindest theoretisch, nach dem Königsteiner Schlüssel zu erfüllen hat, erreicht. Der Bürgermeister machte jedoch klar, dass sich trotzdem niemand zurücklehnen dürfe. Denn erstens liege das Glonner Soll laut Berechnungen des Landkreises bis Jahresende wahrscheinlich bei etwa hundert Plätzen, außerdem sei die Gemeinde für die Unterbringung der Anerkannten zuständig. "Insofern wird weiter dringend Wohnraum benötigt", so Oswald, "bitte melden Sie sich im Rathaus, wenn Sie etwas anbieten können."

Danach dankte der Bürgermeister dem Helferkreis für sein Engagement - und erntete aus dem Publikum weder ein Murren noch Buhrufe, sondern schlicht großen Applaus. Später, in der Fragestunde, kam das Thema nicht mehr aufs Tablet. Ob die Glonner zu diesem Punkt aus Einverständnis, Desinteresse oder gar Feigheit geschwiegen haben, ist freilich schwer zu sagen. Aber wie heißt es so schön? Die Hoffnung stirbt immer zuletzt.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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