Kommentar:Wer Ärger macht, fliegt raus

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Der Verein greift nun gegen Krawallmacher durcht, weil er sich alles andere nicht mehr lange leisten kann.

Von Wieland Bögel

Den Sack schlagen und den Esel meinen, diese Redewendung scheint gerade ziemlich genau das Dilemma zu treffen, in dem sich der EHC befindet. Vorsitzender Alexander Stolberg hat nun damit gedroht, der Verein werde sich aus dem Profisport zurückziehen, sollten die Krawalle bei Oberligaspielen nicht aufhören. Dass sich die Ausschreitungen bei Spielen am einfachsten unterbinden lassen, wenn es einfach keine Spiele mehr gibt, ist zwar richtig, träfe aber die Falschen: Grafinger Fans, die einfach nur Spaß daran haben, ihren Verein spielen zu sehen. Gemeint sind dagegen die Esel, die diese Spiele zum Anlass für Gewalt und Randale nehmen.

Trotzdem mag man derzeit auch nicht in der Haut der Verantwortlichen beim EHC stecken. Denn obwohl niemand den Vorwurf erhebt, diese seien verantwortlich für die Randale, gibt es doch die mehr oder weniger direkte Aufforderung an die Vereinsvorstände, die unguten Zustände im und vor dem Stadion zu beenden. Die Möglichkeiten, akut einzugreifen, sind indes überschaubar, es bleibt nur, mehr Sicherheitsleute zu engagieren, die sich der Verein allerdings nicht in unbegrenzter Zahl leisten kann. Zumal gleichzeitig die Einnahmen wegbrechen, weil sich die normalen Besucher das Spiel nicht unbedingt im Hochsicherheitstrakt ansehen und zu allem Überfluss vielleicht noch eins auf die Nase bekommen wollen. Was sich also zunächst anhört wie eine Drohung - wenn die Krawalle nicht aufhören, wird es keine Oberligaspiele mehr geben - ist daher eher eine Warnung. Nicht weil man jemanden bestrafen will, werden die Spiele abgesagt, sondern weil es der Verein unter diesen Bedingungen einfach nicht mehr leisten kann.

Dass es gar nicht so weit kommt, dazu sollen nun alle ihren Beitrag leisten. Der EHC setzt zum einen auf die Hilfe der gewaltfreien Fans: Wer weiter in Ruhe Eishockey schauen will, soll Polizei und Sicherheitsdienst diejenigen frühzeitig melden, die anderes im Sinn haben. Gleichzeitig greift auch der Verein, nach anfänglichem Zögern, bei der Durchsetzung seines Hausrechts konsequent durch und schließt sogar lebenslange Stadionverbote für notorische Krawallmacher nicht aus. Getreu dem Motto, das auch auf den meisten anderen Veranstaltungen gilt: Wer Ärger macht, fliegt raus. Es mag einige Zeit dauern, bis sich diese neue harte Linie herumgesprochen hat, aber die Chance besteht, dass sich die Randalierer letztlich davon abschrecken lassen. Und einen Rückzug dieser Esel aus dem Profisport kann man sich wirklich nur wünschen.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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