Kommentar:Warum diese Heimlichkeit?

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Wenn Markt Schwabens Politiker bei der Unterbringung von Flüchtlingen so verkrampft vorgeht, wie sollen die Bürger dann unverkrampft mit dem Thema umgehen?

Von Isabel Meixner

Heimlich, still und leise hat die Gemeinde Markt Schwaben das Grundstück gegenüber dem Feuerwehrhaus als Standort für Container verpachtet, in denen Flüchtlinge unterkommen sollen. Heimlich, still und leise hat sich ein Helferkreis gebildet. Heimlich, still und leise sollen bis Ende der Woche die Container aufgebaut werden, ohne dass die Gemeinde die Bürger über das Projekt informiert. Markt Schwaben wird in den kommenden Wochen fast 100 Flüchtlinge aufnehmen. Bezogen auf die Bevölkerungszahl - nicht einmal ein Prozent - keine Riesenmenge; bezogen auf die Tatsache, dass abseits der Wohnhäuser am Erlberg allein 60 Personen untergebracht werden sollen, aber eben doch kein Pappenstiel.

Und was macht die Gemeinde? Sie schweigt. Keine Informationsveranstaltung für die Bürger, keine offizielle Pressemitteilung, nichts. Man wolle erst Informationen herausgeben, wenn der Zeitplan feststeht, sagt Albert Hones, der als Zweiter Bürgermeister derzeit Georg Hohmann vertritt. Stattdessen gründet sich in quasi-privater Runde ein Helferkreis, die Initiatoren Joachim Weikel und Tobias Vorburg, als Grünen-Gemeinderäte immerhin Gemeindevertreter, lassen verlauten, sie hätten das Treffen bewusst nicht angekündigt und lieber interessierte Bürger direkt angesprochen. Warum sie diesen Weg gewählt haben, bleibt ihr Geheimnis. Dass in Markt Schwaben Container für Flüchtlinge aufgestellt werden könnten - seit Wochen ein offenes Geheimnis im Ort. Dass sich freiwillige Helfer bei Ehrenamtlichen aus Anzing informieren, bevor Asylbewerber nach Markt Schwaben kommen - nichts, wofür man sich verstecken müsste. Warum also dieses konspirative Vorgehen, das hilfsbereite Bürger ausschließt? Selbst Hones hat von dem Treffen am Mittwoch erst am nächsten Tag erfahren.

Bürgermeister Hohmann betont immer wieder, wie wichtig es sei, beim Thema Flüchtlingsunterbringung die Menschen mitzunehmen. Jetzt hat das Thema Markt Schwaben erreicht, und schon verfallen die Verantwortlichen der Geheimniskrämerei und überlassen dem Hörensagen das Feld, anstatt von sich aus zu informieren. Mal ehrlich: Wie sollen die viel zitierten "Bürger" bei so viel Verkrampftheit ein unverkrampftes Verhältnis zu dem Thema aufbauen?

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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