Kommentar:Volles Risiko

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Die CSU Ebersberg setzt darauf, mit ihrem jungen Kandidaten eine neue Bürgermeister-Ära einzuleiten. Ob dies gelingt, hängt von zwei Faktoren ab

Von Wieland Bögel

Wer nichts wagt, der darf nichts hoffen", soweit der alte Schiller - den man bei Ebersbergs CSU offenbar gelesen hat. Denn die Christsozialen haben nun nicht nur über einen Bürgermeisterkandidaten entschieden, sondern auch über eine Strategie für die anstehende Kommunalwahl. Und die lautet: volles Risiko in der Hoffnung auf einen großen Gewinn.

Der Hauptgewinn wäre, eine weitere Bürgermeister-Ära einleiten zu können, wie es der CSU bereits zwei Mal gelungen ist: 1972 wurde Hans Vollhardt Chef im Rathaus und blieb es bis 1994. Sein Nachfolger Walter Brilmayer wird diesen Rekord noch deutlich übertroffen haben, wenn er im Mai kommenden Jahres in Pension geht. Die Hoffnung, dass Alexander Gressierer - bei dessen Geburt Brilmayer bereits sein zweites Jahr im Amt war - der dritte CSU-Langzeit-Bürgermeister wird, ist allerdings mit einer großen Unsicherheit behaftet, streng genommen sogar zwei. Die erste ist, wie es gelingen kann, die Bekanntheit des jungen Kandidaten auch außerhalb der CSU zu steigern und die Ebersberger davon zu überzeugen, dass Gressierer das Zeug zum Bürgermeister hat. Dass man bei der CSU gewillt ist, diese Herausforderung anzugehen, hat Gressierer bei seiner Nominierung selbst erklärt. Der Zeitplan - einen Kandidaten bereits ein gutes Jahr vor der Wahl zu benennen ist eher ungewöhnlich - spricht dafür, dass die CSU weiß, wie viel Arbeit das noch kosten dürfte. Die zweite Unsicherheit auf dem Weg ins Rathaus - oder eben nicht - ist dagegen dem Einfluss der Partei komplett entzogen: die Frage, gegen wen Gressierer seinen Wahlkampf führen muss.

Denn auch bei der Konkurrenz ist man sich durchaus im Klaren, dass die Wahl im kommenden Jahr eine Chance bietet, die sich so bald nicht wiederholt: ein Bürgermeisterwahlkampf ohne Amtsbonus. Die anderen Parteien haben sich, als in der CSU bereits der Vorwahlkampf tobte, auffällig zurückgehalten und den Zug der Christsozialen abgewartet. Man kann allerdings vermuten, dass deren Entscheidung vom Donnerstag bei einigen in anderen Parteien durchaus Hoffnungen geweckt hat.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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