Machen, was machbar ist, mit diesem Motto hatte Georg Reitsberger 2013 die Vaterstettener Bürgermeisterwahl gewonnen. Damals stand der Spruch für eine neue Bescheidenheit in der Gemeindepolitik, nur das zu tun, was zu tun möglich und sinnvoll ist - nach einigen teuer gescheiterten Großprojekten für viele Wähler ein verlockendes Angebot. Nicht sinnvoll war für Reitsberger allerdings von Anfang an auch die geplante Umfahrung für die nördlichen Ortschaften - und hier machte der Bürgermeister das Machbare, um das Projekt zu stoppen.
Dabei bewies der Bürgermeister sowohl ein beachtliches Stehvermögen als auch eine ebenso beachtliche Kreativität. Ersteres wurde etwa deutlich, als er vergangenes Jahr gegen den Finanzplan seiner eigenen Kämmerei stimmte, weil dort ein Budget für die Umfahrung vorgesehen war. Dafür gab es nicht nur Kritik im Gemeinderat. Auch bei der Bürgerversammlung in Parsdorf musste er sich dafür rechtfertigen, als die Bewohner die lange versprochene Verkehrsentlastung ihrer Ortschaften einforderten. Kreativität legte Reitsberger an den Tag, als er im Januar aus heiterem Himmel verkündete, er werde seine Verwaltung die Arbeit am Planfeststellungsverfahren einstellen lassen, da er eine bessere Trassenvariante gefunden habe. Auch hier blieb eine heftige Gegenreaktion nicht aus, ein wenig schwächte der Bürgermeister seinen Entschluss ab, in der Sache blieb er aber dabei: Die von der Gemeinderatsmehrheit beschlossene Trasse soll nicht kommen.
Nun kommt sie wohl doch - und dafür gestimmt hat auch der Bürgermeister. Nicht, weil er plötzlich ein Freund der neuen Straße geworden ist - das wird Georg Reitsberger wohl nie werden -, sondern weil er über einen funktionierenden Realitätssinn verfügt - und über Einsicht. Im Gegensatz zu seinem Parteifreund Herbert Uhl, der mit alternativen Fakten argumentiert und in dem Gutachten über die neuen Varianten eine Verschwörung der Gegenseite wittert, hat Reitsberger Haltung genug, einzusehen, dass er alles getan hat, die Umfahrung in seinem Sinne zu beeinflussen - und dass mehr eben nicht machbar war.