Kommentar:Verquere Vorwürfe

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Die Windradgegner kritisieren den Landrat für die Befürwortung der Rotoren in Hamberg. Dabei hat dieser mit dem positiven Bescheid am allerwenigsten zu tun

Von Barbara Mooser

Früher waren manche Dinge noch einfacher, wenn auch nicht besser: Ob etwas so oder so gemacht wurde, das entschied über Jahrhunderte hinweg der Herr eines Landguts weitgehend nach Gusto. Gerecht ging es da nicht immer zu, Gleichbehandlung war ein Fremdwort. Und so ist heute nichts Positives gemeint, wenn von einer Entscheidung nach Gutsherrenart gesprochen wird. Doch genau eine solche Entscheidung haben die Gegner des Brucker Windrads vom Landrat gefordert. Er hätte ihrer Ansicht nach ein Machtwort sprechen müssen - dass es mittlerweile Gesetze gibt, an denen man sich orientieren muss, höhere Instanzen, deren Wort man hören muss, ist ihnen weitgehend egal. Sie bombardieren Robert Niedergesäß mit verqueren Vorwürfen, werfen ihm vor, die Politikverdrossenheit zu wecken und spekulieren über seine persönlichen Motive für die Genehmigung des Projekts.

Dabei hätte die Möglichkeit einer Entscheidung nach Gutsherrenart in diesem Fall für den Landrat sicher gewissen Charme gehabt: Denn er selbst hat Zweifel daran, ob der Hügel bei Hamberg der richtige Platz für ein Windrad ist, das hat er mehrmals betont. Doch er hat nicht das Recht, den Hebel in die eine oder andere Richtung umzulegen - er hat vielmehr die Pflicht, die fachlichen Entscheidungen seines Hauses mitzutragen. Daran darf kein öffentlicher Druck etwas ändern, keine noch so eloquent vorgetragenen Argumente. Dass sich das Landratsamt als Genehmigungsbehörde die Entscheidung nicht leicht gemacht hat, zeigt die lange Bearbeitungsdauer, zeigen die vielen Gutachten, die eingeholt und von verschiedenen Seiten geprüft wurden. Ob die Entscheidung letztlich richtig oder falsch war, darüber wird wohl jetzt ein Gericht entscheiden. Eine Entscheidung nach Gutsherrenart war es jedenfalls nicht - und das ist gut so.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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