Kommentar:Verdiente Wertschätzung

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Ein professionelles Vertretungsnetz für Tagesmütter schafft mehr Vertrauen in ein System, das viele Eltern schätzen

Von Karin Kampwerth

Natürlich geht es um die Qualität der Betreuung, und dabei um menschliche Wärme einerseits und pädagogische Inhalte andererseits. Wenn Eltern sich für eine Kinderbetreuung entscheiden, wollen sie aber in jedem Fall auch sicher gehen, dass diese ihnen zuverlässig zur Verfügung steht. Das war bislang zumindest nicht immer gegeben, wenn Tagesmütter die Betreuung übernommen haben. Denn die haben in der Regel ja auch eigene Kinder, für die sie verantwortlich sind. Und die einmal krank werden, oder sie gar selbst mit Grippe das Bett hüten müssen, wird es richtig kompliziert. Zwar sind die meisten untereinander vernetzt und organisieren die Vertretung. Für die Betreuung ist das jedoch suboptimal, weil eine fremde Umgebung mit fremden Kindern und einer fremden Frau die Kleinen überfordern kann . Dafür sind Tagesmütter häufig in den Betreuungszeiten flexibler als eine offizielle Kindertagesstätte. Wenn die Besprechung im Büro mal fünf Minuten länger dauert, reicht in der Regel ein Anruf bei der Tagesmutter, dass es ein wenig später wird. Kein Problem, dann bleibt das Kleine halt noch zum Abendessen. In der Kita kann man nach der dritten Verspätung mit einer mündlichen Abmahnung, in jedem Fall aber Missbilligung rechnen.

Nicht zuletzt gefällt manchen Eltern auch die familiäre Umgebung, in die sie ihre Söhne und Töchter bei einer Tagesmutter abgeben, um ins Büro zu fahren. Dennoch fühlen sich Tagesmütter im Ansehen häufig schlechter gestellt als das Erziehungspersonal in Kitas. Dabei haben sie eine ganze Reihe von pädagogischen Fortbildungen besucht und bringen meist ihre Lebenserfahrung als Mütter eigener Kinder mit. Und auch die Kommunen sind glücklich über die Frauen, die sich entschließen, als Tagesmutter zu arbeiten, weil sie Druck von den Gemeinden nehmen, ausreichend Betreuungsplätze zu schaffen. Das ist nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vorige Woche zum Anrecht auf einen Betreuungsplatz noch wichtiger geworden. Deshalb kommt der Vorschlag des Ebersberger Jugendamtes, eine professionelle Ersatzbetreuung anzubieten, wenn die Tagesmutter ausfällt, zum richtigen Zeitpunkt. Bei Eltern schafft das Vertrauen in diese Form der Kinderbetreuung. Und den Tagesmüttern bringt das die politische Wertschätzung entgegen, die sie längst verdient haben.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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