Kommentar:Unterstützen, aber mit Methode

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Würde die Gemeinde Rabattaktionen für den Einzelhandel organisieren, wäre das so, als würde sie den Hund zum Jagen tragen. Dabei gibt es deutlich bessere Möglichkeiten.

Von Wieland Bögel

Darüber, ob Einkaufen nun Lust oder Frust ist, gehen die Meinungen auseinander. Relative Einigkeit herrscht jedoch darin, dass man nicht wegen jeder Semmel oder jedem Paar Socken kilometerweit fahren will. Das kostet erstens Zeit und geht zweitens oft zulasten der Umwelt, weil solche Einkaufsfahrten ja meist im Auto unternommen werden. Was außerdem mehr Verkehr auf die Straßen bringt, als Einkäufer die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Nicht zuletzt sind Geschäfte auch Arbeitgeber und Steuerzahler. Viel spricht also dafür, dass Gemeinden ihren Einzelhandel pflegen und gegebenenfalls auch fördern sollten - nur müssen die Maßnahmen sinnvoll und effektiv sein. Die nun im Vaterstettener Finanzausschuss diskutierten Projekte sind das nur sehr bedingt.

An sich sind die Vorschläge durchaus geeignet, das Geschäftsleben zu beleben. Sowohl Rabattkarten als auch Gutscheine wie lokale Online-Portale können funktionieren. Nur müssen solche Initiativen von den Beteiligten, also den Geschäftsleuten, ausgehen und organisiert werden. So wie in Ebersberg, wo es seit einigen Jahren einen Einkaufsgutschein gibt, der über den Gewerbeverband vertrieben wird. Wenn die Geschäftsleute dagegen keinen Bedarf sehen, kann man den Hund nicht zum Jagen tragen. Vaterstetten sollte sich daher hüten, selbst ein Bonuskartensystem zu betreuen oder Gutscheine zu verkaufen - und dafür Leute einstellen oder sonstwie Geld ausgeben. Für beides fände sich bessere Verwendung als die Organisation einer Fördermaßnahme, die am Ende nicht angenommen wird.

Was nicht heißt, dass die Gemeinde keine Möglichkeiten hätte, den Einzelhandel zu fördern. Nur eben mit anderen Methoden, etwa über die Bauleitplanung. So könnte bei der Ausweisung neuer Wohngebiete - was in Vaterstetten ja schon gelegentlich vorkommt - auf die Nahversorgung der künftigen Bewohner geachtet werden. Etwa indem man zur Auflage macht, nicht nur hochverdichteten Wohnraum, sondern auch ausreichend brauchbare Ladenflächen zu erstellen. Ein Beispiel, wie das gehen könnte - und eines wie nicht - findet sich am Baldhamer Marktplatz. Als die alte Gärtnerei vor zehn Jahren zu einem Neubaugebiet wurde, entstanden dort unter anderem ein Supermarkt und diverse Ladengeschäfte und Restaurants. Ersterer wird gut angenommen, letzterere nicht immer so. Die Gründe dafür zu analysieren und daraus für künftige Projekte Lösungen zu erarbeiten, könnte sinnvoller sein, als mögliche Rabattsysteme zu untersuchen, die, gäbe es Bedarf, wohl schon längst eingeführt wären.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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