Kommentar:Unnötiger Eiertanz

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Der Kunstverein Ebersberg ist keine Feld-Wald-Wiesen-Malergruppe. Gewisse Ansprüche an die Mitgliederausstellung wären daher wichtig

Von Anja Blum

Seine Mitgliederausstellung ist ein heikles Thema für den Ebersberger Kunstverein. Sie soll eine ansprechende Visitenkarte sein, einen Querschnitt durch das Schaffen der Mitglieder zeigen - driftet aufgrund ihrer Offenheit jedoch immer mehr ab ins kreative Chaos und künstlerische Mittelmaß. Von einem "Krautverhau" und "Schmuddelkind" ist bei der Mitgliederversammlung die Rede - und doch traut sich niemand, wirklich Tacheles zu reden. Keiner der Anwesenden möchte klar aussprechen, dass hier echte Verbesserungen nötig sind, dass das Niveau angehoben werden und der Beliebigkeit Einhalt geboten werden sollte. Die Diskussion um ein neues Reglement der traditionellen Ausstellung gleicht vielmehr einem Eiertanz. Schließlich will man keine Mitglieder verprellen, jenen, die nicht zur Riege der professionellen, etablierten Künstler gehören, keinesfalls auf die möglicherweise empfindlichen Füße steigen.

Im Hintergrund steht dabei auch die Frage: Was ist wertvolle Kunst, was eher nicht? Und wer kann sich anmaßen, darüber zu entscheiden? Dies unter Kollegen zu bedenken, ist freilich ehrenwert - führt aber im Falle des Ebersberger Kunstvereins in die Irre. Schließlich handelt es sich hier nicht um irgendeine Feld-Wald-Wiesen-Malergruppe, sondern um eine höchst professionelle Institution im kulturellen Leben des Landkreises, um eine überregional renommierte Adresse. Dass deren Haustüre allen Künstlern offensteht, ist wunderbar. Doch der Eintritt zu einer Veranstaltung wie der Mitgliederausstellung darf trotzdem mit einem gewissen Anspruch verbunden sein. Zumal es beim neuesten Vorschlag der Vereinsspitze tatsächlich nicht um eine Jurierung geht, sondern lediglich um das Bemühen, der Schau durch ein übergeordnetes Thema mehr Struktur und allen Künstlern die Chance auf eine gemeinsame inhaltliche Auseinandersetzung zu geben.

Die Hoffnung, die dahinter steckt, ist, alle Mitglieder zu fordern, indem man ihnen etwas bietet: den Profis einen Grund, sich wieder vermehrt an der Schau zu beteiligen, und den Amateuren einen Ansporn, sich noch mehr anzustrengen. Dann nämlich könnte die Mitgliederschau wirklich eine angemessene Visitenkarte für den Verein werden. Und die brutale Wahrheit ist: Wer keine Lust hat, auf ein solches Ziel künstlerisch hinzuarbeiten, der sollte von einer Einreichung seiner Werke vielleicht ohnehin eher absehen.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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